„Deutschland schuldet der Nato eine Billion Dollar“
Beim ersten Auftritt in Oklahoma holte US-Präsident vor halb leeren Rängen zum Rundumschlag aus

Tulsa - So hatte sich Donald Trump den Wiederbeginn seines Wahlkampfes vermutlich nicht vorgestellt. Als der US-Präsident nach mehr als dreimonatiger Corona-Pause im BOK Center in Tulsa erstmals wieder vor Anhänger trat, blieben in der Arena viele Sitze leer. Eine geplante Ansprache Trumps vor der Veranstaltungshalle für all jene, die im Inneren keinen Platz gefunden hätten, wurde sogar gestrichen – vor der 19.000 Menschen fassenden Arena herrschte gähnende Leere.
Kein Wort über Tod des Afroamerikaners George Floyd
Den Auftritt vor seinen jubelnden Anhängern schien Trump trotzdem zu genießen. Eindreiviertel Stunden lang heizte der Präsident seinen Zuhörer ein, verunglimpfte seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden als senile „hilflose Puppe der radikalen Linken“, beschimpfte im Bezug auf die Rassismus-Proteste Demonstranten als „Anarchisten“ und „Plünderer“ – den Namen des bei einem brutalen Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd nannte Trump nie. Lieber lobte er seinen „phänomenalen Job“ im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie – wohlgemerkt bei rund 120.000 Corona-Toten, der mit großem Abstand höchsten Zahl weltweit.

Eine Breitseite feuerte Trump gegen Deutschland ab. Trump bekräftigte seine Pläne, fast 10.000 US-Soldaten abzuziehen. Dann giftete der US-Präsident, Deutschland schulde der Nato wegen unzureichender Verteidigungsausgaben in den vergangenen 25 Jahren „eine Billion Dollar“.

Auch die geplante Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll, ist Trump ein Dorn im Auge. „Wir sollen Deutschland vor Russland beschützen“, wetterte Trump unter Applaus, „aber Deutschland zahlt Russland Milliarden Dollar für Energie, die aus einer Pipeline kommt, einer brandneuen Pipeline.“