Supermärkte nehmen wegen des Preis-Streits immer mehr Markenprodukte aus dem Sortiment.
Supermärkte nehmen wegen des Preis-Streits immer mehr Markenprodukte aus dem Sortiment. imago

Erst fliegen die Mars-Riegel aus den Regalen, dann werden auch Kellogg’s-Flocken aus dem Sortiment genommen. Im Preispoker verschärfen sich die Spannungen zwischen Markenherstellern und Supermarkt-Ketten. Muss man sich Sorgen machen, dass Kunden wegen des Streits um Preise wieder vor leeren Regalen stehen?

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Riesige Lücken im Sortiment, die sah man zuletzt in der Corona-Krise, als Hamsterkäufer die Regale plünderten. Jetzt ist es die Preis- und Kostenexplosion, die fast täglich das Warenangebot reduziert. Wegen des Streits um Preise hat am Mittwoch der US-Lebensmittelhersteller Mars Lieferungen an die deutschen Supermarktketten Rewe und Edeka sowie deren Discounter-Töchter Penny und Netto eingestellt.

Hersteller drohen mit Lieferstopps

Mit dem Lieferstopp müssen Verbraucher jetzt auf so beliebte Süßigkeiten wie Snickers und Bounty sowie Kaugummis (Airwaves) verzichten. Auch Haustiernahrung (Chappi), Pasta (Miracoli), Reis-Gerichte (Ben’s Original) und Eis flogen aus dem Sortiment.

In einem Schreiben an die Kunden erklären Geschäfte, warum Produkte von Mars nicht mehr im Angebot sind.
In einem Schreiben an die Kunden erklären Geschäfte, warum Produkte von Mars nicht mehr im Angebot sind. imago/Kay-Helge Hercher

Hintergrund ist, dass die Marken-Hersteller mehr Geld für ihre Produkte einfordern, weil die Produktionskosten stark gestiegen seien. Die Preissprünge sind flächendeckend – für Personal, Energie, Verpackung, Transport, Lagerung und Rohstoffe.

Doch den Handelsketten schmecken steigende Preise überhaupt nicht. Die Discounter Aldi und Lidl verlangen offenbar eine Preisgarantie von den Marken-Herstellern und dass sie die Preise für die nächsten Monate einfrieren. Auch die Handelsriesen Rewe, Penny, Netto Marken-Discount und Edeka wollen die Preise möglichst stabil halten und massive Erhöhungen vermeiden. Und um den Markenherstellern Druck zu machen, werben die Supermärkte ganz unverblümt für ihre günstigen Eigenmarken als Alternativen beim Einkauf.

Supermärkte wollen Vorteile für günstige Eigenmarken

So ersetzt auch Rewe nach heftigen Auseinandersetzungen mit Herstellern immer mehr Marken durch Eigenmarken im Regal, zum Beispiel Kellogg’s-Cornflakes durch Frühstücksflocken der No-Name-Marke „Ja!“, berichtete die Lebensmittel-Zeitung. Sämtliche Kellogg’s-Produkte sind tabu – darunter Corn Flakes, Choco Krispies, Special K, Smack, Toppas oder etwa Froot Loops. Nach Informationen der Lebensmittel-Zeitung forderte der Hersteller ein Plus von 29 Prozent, das Rewe nicht akzeptieren wolle.

Auch der Getränke-Gigant Coca-Cola ist in den Machtkampf gegen die Handelsketten verstrickt. Bei Edeka laufen derzeit noch Verhandlungen mit dem Konzern. Geht Edeka nicht auf die Forderungen des Getränke-Riesen ein, könnte dies auch ein Lieferstopp für Coca-Cola, Fanta, Sprite und Co. bedeuten.

Außerdem berichtet die Lebensmittel-Zeitung von einem Streit zwischen Rewe und dem Kaffee- und Tee-Riesen Jacobs. Marken wie Senseo, Tassimo, Café Hag, Jacobs, Pickwick, L’OR und Süßstoff von Natreen fehlen im Regal.

Handelsketten beklagen „Preistreibereien“ globaler Markenhersteller

Die Handelsketten begründen die Auslistung von Markenartikeln mit den „Preistreibereien“ globaler Markenhersteller. Nicht alle aktuellen Preissteigerungen seien auf gestiegene Rohstoffpreise und Transportkosten zurückzuführen, kritisierte Edeka-Chef Markus Mosa. Vielmehr nutzten globale Branchenriesen ihre Marktmacht in den Einkaufsverhandlungen mit nationalen Einzelhändlern, um die eigenen Gewinne zu erhöhen.

Nestlé-Vorstandschef Mark Schneider weist diese Vorwürfe zurück. Im Schweizer Wirtschafts-Magazin The Market machte er klar, dass die Preiserhöhungen für Produkte die höheren Produktionskosten noch nicht ausgeglichen hätten.