Rettung durch die Luft: Hunderte Ausländer aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen
Bundeswehr holte über 300 Menschen aus dem afrikanischen Staat, in dem zwei Generäle um die Macht kämpfen.

Die Bundeswehr hat mit dem Evakuierungseinsatz im Sudan bisher 311 Menschen aus dem von Kämpfen erschütterten Land ausgeflogen. Das teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Montag auf Twitter mit. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden, weil die Sicherheitslage in der Hauptstadt Khartum als zu gefährlich eingeschätzt wurde. In Berlin tagt täglich ein Krisenstab.
Insgesamt sind jetzt etwa 1000 Soldaten an dem Einsatz beteiligt. Die Evakuierten werden zunächst mit Transportmaschinen des Typs Airbus A400M nach Jordanien gebracht, von dort wird eine Weiterreise organisiert.
Unter den Evakuierten sind laut dpa mehr als die Hälfte Deutsche. Die Evakuierungsflüge sollen fortgesetzt werden, solange es die Sicherheitslage zulässt. Die Bundeswehr hat dazu auf einem Flugplatz bei Khartum einen militärisch gesicherten Operationspunkt eingerichtet, um deutsche Staatsangehörige und Bürger anderer Staaten auszufliegen.
Drei Flüge gab es bis Montag früh von Khartum auf den jordanischen Militärflugplatz Al-Asrak. Am Sonntagabend war nach Bundeswehr-Angaben ein erster deutscher Militärtransporter mit 101 Evakuierten zum Rückflug abgehoben, sie kamen am frühen Montagmorgen in Berlin an. Später folgte eine zweite Maschine mit 113 Evakuierten, dann eine dritte mit ähnlich vielen Insassen. Unklar war zunächst, ob damit alle auf der Krisenliste registrierten Deutschen bereits außer Landes gebracht worden sind.

Verschiedene Staaten holen Menschen aus Sudan, per Flugzeug oder Schiff
Unter anderem Spanien, Frankreich und Italien hatten mehrere hundert Ausländer am Sonntag ausgeflogen, die Spanier brachten zur Sicherung gepanzerte Fahrzeuge mit.
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Den USA brachten bereits in der Nacht zum Sonntag alle US-Diplomaten und ihre Angehörigen in Sicherheit. Ein Vertreter des US-Militärs sagte, rund 100 US-Soldaten seien an der Evakuierung des Botschaftspersonals beteiligt gewesen. Der Einsatz mit Hubschraubern vor Ort habe weniger als eine Stunde gedauert. Den Angaben zufolge wurden weniger als 100 Menschen gerettet, unter ihnen auch mehrere Diplomaten aus anderen Ländern. Kurz danach erfolgte eine britische Evakuierungsaktion.

Nach Angaben des saudischen Fernsehsenders Al-Arabia schon am Sonnabend fünf saudische Schiffe mehr als 150 Menschen aus dem Sudan nach Saudi-Arabien. Laut dem saudischen Außenministerium waren Diplomaten und Bürger aus Saudi-Arabien, Bulgarien, Kanada, Katar, Kuwait, Ägypten, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien, Pakistan, Burkina Faso und den Philippinen an Bord.
Sudanesen flüchten in Nachbarländer
Während ausländische Regierungen ihre Staatsbürger aus Land ausflogen, flüchteten Zehntausende Sudanesen unter Lebensgefahr auf dem Landweg in Nachbarländer. „Zivilisten fliehen aus den von Kämpfen betroffenen Gebieten unter anderem in den Tschad, nach Ägypten und in den Südsudan“, teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Montag mit. Tausende Flüchtlinge versammelten sich demnach auch an der Grenze zu Äthiopien.
Im Sudan waren am vorvergangenen Sonnabend Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021.
In Sudan kämpft die Armee gegen Paramilitärs
De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte sich die RSF der Armee unterordnen und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.
Da sich beide Lager jedoch letztlich nicht einigen konnten, schlug der Konflikt in Gewalt um. Mehrere Vereinbarungen für einen Waffenstillstand schlugen fehl, inzwischen soll es rund 400 Tote gegeben haben.
Al-Burhan hatte der Evakuierung von Bürgern anderer Staaten und diplomatischen Vertretern am Samstag zugestimmt.