Verlassenes Dorf soll Braunkohle weichen
Räumung steht bevor: Der Ton wird rau in Lützerath
Die Polizei hat begonnen, Barrikaden zu beseitigen, mit denen Demonstranten das Dorf Lützerath vor der Räumung für den Braunkohlebergbau bewahren wollen

Die Räumung des von mehreren hundert Demonstranten besetzten Dorfs Lützerath bei Erkelenz wirft ihre Schatten voraus: Die Polizei begann am Dienstag, Barrikaden auf den Zufahrten zu beseitigen. Damit wird von heute an gerechnet. Über Lautsprecher erging der Appell: „Greifen Sie die Polizei-Einsatzkräfte nicht an!“ Damit könne man sich strafbar machen.
Bei dem Versuch der Polizei, Blockaden aufzulösen, kam es vereinzelt zu Handgreiflichkeiten. In mehreren Reihen stemmten sich Aktivisten gegen die Einsatzkräfte, es wurde geschubst und gebrüllt. In unübersichtlicher Formation bildeten etwa 300 Personen am Vormittag Menschenketten und eine Sitzblockade, bei der sich einige Beteiligte etwa einen halben Meter tief in die Erde eingegraben hatten.
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Demonstranten aus dem Ausland in Lützerath
Die Aktivisten riefen unter anderem „Haut ab!“, „Schämt euch!“, „Auf die Barrikaden!“ und „Klima schützen ist kein Verbrechen!“ Der Ton gegenüber der Polizei war teils aggressiv, die Atmosphäre aufgeheizt. Die meisten Aktivisten waren vermummt. Manche sprachen Englisch, andere Französisch, Italienisch oder Niederländisch.

Der Energiekonzern RWE will die unter Lützerath liegende Kohle an der Grube Garzweiler abbaggern – dafür soll der Weiler, in dem außer Besetzern niemand mehr wohnt (2012 waren es noch 79 Ortsansässige) abgerissen werden. Seit diesem Dienstag hat die Polizei aufgrund einer Allgemeinverfügung des Kreises Heinsberg die Möglichkeit zur Räumung des Dorfes.
Linken-Chefin unterstützt Demonstration
Linken-Chefin Janine Wissler bekundete in Lützerath Unterstützung für die Demonstranten. „Es ist so absurd, was hier passiert. Was für ein Geld, was für ein Aufwand, um noch 2023 Kohle auszubaggern, die man Studien zufolge gar nicht mehr braucht.“

Klimaaktivistin Luisa Neubauer kritisierte die Polizeistrategie als nicht besonders friedlich. Von der Politik sei zwar eine friedliche Räumung angekündigt worden, was sich vor Ort abspiele, sei aber „ziemlich genau das Gegenteil davon“.
Polizei spricht von kleiner gewaltbereiter Gruppe
Der zuständige Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach erklärte, man gehe den Einsatz professionell an und seien gut vorbereitet. Man stelle sich dabei auf einen Einsatz von bis zu vier Wochen ein. Neben verbarrikadierten Häusern gebe es rund 25 Baumhäuser, aus denen Besetzer sicher herausgeholt werden müssten. Die Polizei wolle dabei deeskalierend vorgehen. Ihm sei klar, dass es unter den Protestierenden eine kleine, gewaltbereite Gruppe gebe.