Wagner-Söldner

UPDATE! Putsch in Russland: Erste Kämpfe! +++ Söldner auf dem Weg nach Moskau gestoppt

Weltweite Reaktionen auf die Vorgänge – Großbritanniens rät Briten, Russland zu verlassen. Wagner-Chef stoppt seine Söldner auf dem Weg nach Moskau

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Mitglieder der Söldner-Truppe Wagner in einem Panzer im russischen Rostow. Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldner, hatte am Freitag zum Aufstand gegen die Armeeführung in Moskau aufgerufen.
Mitglieder der Söldner-Truppe Wagner in einem Panzer im russischen Rostow. Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldner, hatte am Freitag zum Aufstand gegen die Armeeführung in Moskau aufgerufen.Sergey Pivovarov/imago

Die Ereignisse in Russland spitzten sich in der Nacht zum Sonnabend weiter zu: Kämpfer von Jewgeni Prigoschins Söldnertruppe Wagner marschierten von der Ukraine aus nach Russland in Richtung Moskau und übernahmen am Samstag die Kontrolle über Militäreinrichtungen im südrussischen Rostow. Inzwischen gibt es auch weltweit Reaktionen auf die Vorgänge – die Regierung Großbritanniens rät etwa Staatsbürgern, Russland zu verlassen. Auch aus Deutschland gibt es eine Reisewarnung.

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Behörden melden am Sonnabend bereits erste Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des Landes. „Im Rahmen einer Anti-Terror-Operation führen die Streitkräfte der Russischen Föderation auf dem Gebiet der Region Woronesch notwendige operativ-kämpferische Maßnahmen durch“, schrieb Gouverneur Alexander Gussew auf Telegram. „Ich werde weiter über die Entwicklung der Lage informieren.“ Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow hat nach eigenen Angaben seine Truppen in die „Spannungsgebiete“ in Russland geschickt. Tschetschenische Kämpfer des Verteidigungsministeriums und der Nationalgarde seien bereits auf dem Weg

In Woronesch brennt ein Treibstofflager.
In Woronesch brennt ein Treibstofflager.ITAR-TASS/imago

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sprach indes mit Putin über die Lage in Russland. Erdogan habe in dem Telefonat seine „volle Unterstützung der von der russischen Führung unternommenen Schritte“ erklärt, teilte der Kreml am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Das Telefonat sei auf Initiative der Türkei zustande gekommen.

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Die Bundesregierung beobachte die Ereignisse in Russland um die Konfrontation mit den Wagner-Söldnern „aufmerksam“. Dies teilte ein Sprecher der Regierung am Samstag auf Anfrage mit. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, es sei „sehr interessant“, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache die Lage „mit 1917“ verglichen habe, am „Vorabend der Revolution“ in Russland.

Behörden meldeten bereits Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des Landes
Behörden meldeten bereits Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des LandesITAR-TASS/imago

Gussew erläuterte nicht konkret, gegen wen die Armee im Gebiet Woronesch kämpft. Zuvor hatte es allerdings Berichte gegeben, dass die aufständischen Wagner-Kämpfer dort einzelne militärische Einrichtungen besetzt hätten. Das gleichnamige Gebietszentrum ist rund 470 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt. Es liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Moskau und Rostow am Don, wo Aufständische Militäreinrichtungen besetzt haben.

Putsch in Russland: Auswärtiges Amt aktualisiert Reisewarnungen

Das Auswärtige Amt hat inzwischen seine Reisehinweise aktualisiert. „Auf Grund aktueller Ereignisse“ sollten schon bisher von einer Teilreisewarnung betroffene „Verwaltungsgebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie das Umland gemieden werden“, teilte das Ministerium mit. „In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden.“

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Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache.
Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache.Uncredited/Prigozhin Press Service/AP/dpa

Die britische Regierung warnt indes vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. „Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land“, heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Zugleich appellierte das Ministerium an Briten, die sich in Russland aufhalten, ein Verlassen des Landes in Erwägung zu ziehen. Es gebe nur wenige Flugverbindungen nach Großbritannien. „Falls Ihre Anwesenheit in Russland nicht unbedingt notwendig ist, empfehlen wir Ihnen dringend, die Ausreise über die verbleibenden kommerziellen Routen in Betracht zu ziehen.“

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Putsch der Wagner-Söldner: Nutzt die Ukraine das Chaos in Russland aus?

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, sagte, der Konflikt biete eine „riesige Möglichkeit für die Ukraine, die aktuelle Meuterei und das Chaos in Russland" auszunutzen. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

Nach Einschätzung des früheren ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, ist die Entmachtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nur noch eine Frage der Zeit. „Mit dem Wagner-Putsch wurde der Rubikon überschritten und eine neue Ära von Machtverfall und Instabilität in Russland eingeläutet“, sagte Melnyk dem Nachrichtenportal „t-online“.

Zwar könne es Putin gelingen, den Aufstand blutig niederzuschlagen und „halbwegs Ordnung wieder herzustellen“, doch das werde den Kreml „nicht vor dem sich anbahnenden inneren Chaos bewahren“, so Melnyk.
„Der totale Zusammenbruch des bankrotten Putin-Regimes ist nur eine Frage der Zeit.“ Melnyk war mehrere Jahre Botschafter in Deutschland, dann Vize-Außenminister und wurde zum Botschafter in Brasilien ernannt.

Am Samstagabend beorderte der russische Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin seine Truppen zurück in ihre Stützpunkte. Damit wolle er Blutvergießen vermeiden, heißt in einer Audio-Botschaft des Söldner-Chefs. Und weiter: "Jetzt ist der Moment gekommen, an dem Blut vergossen werden kann. Ich verstehe die gesamte Verantwortung dafür, dass auf einer der Seiten russisches Blut vergossen werden kann. Wir drehen unsere Kolonnen um und kehren in unsere Stützpunkte gemäß des Plans zurück.“

Wladimir Putin brandmarkte die aufständischen Soldaten als „Verräter“, die „unweigerlich bestraft“ würden.
Wladimir Putin brandmarkte die aufständischen Soldaten als „Verräter“, die „unweigerlich bestraft“ würden.Uncredited/Russian Presidential Press Service/AP/dpa

Jewgeni Prigoschin, langjähriger Vertrauter Putins, hatte am Freitag zum Aufstand gegen die Armeeführung in Moskau aufgerufen und war nach eigenen Angaben mit seinen Söldnern von der Ukraine aus in Russland einmarschiert. Putin räumte ein, dass die Lage in Rostow „schwierig“ sei. De facto seien die zivile und militärische Verwaltung in der Stadt „blockiert“. Es würden Maßnahmen ergriffen, um die Lage in Rostow zu „stabilisieren“.

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Zudem brandmarkte er die aufständischen Soldaten als „Verräter“, die „unweigerlich bestraft“ würden. Der Aufstand der Söldner-Truppe sei eine „tödliche Bedrohung“ für Russland, sagte der Kreml-Chef in einer Ansprache an die Nation. Er rief die Russen zur „Einigkeit“ auf und betonte, er werde einen Bürgerkrieg in Russland nicht zulassen. Den Aufstand geißelte Putin als „Dolchstoß in den Rücken“ Russlands.