Proteste im Iran: Großbrand im Foltergefängnis Evin in Teheran, auf Videos sind Schüsse zu hören
Die durch die Ermordung von Jina Mahsa Amini ausgelösten Proteste gehen trotz heftiger Repressionen weiter.

Während die Proteste im Iran gegen die Unterdrückung des Mullah-Regimes weitergehen, ist es am Samstag in einem für die Misshandlung von politischen Gefangenen berüchtigten Gefängnis in Teheran zu Zusammenstößen und einem Brand gekommen. Ein von der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights veröffentlichtes Video zeigte am Samstagabend Flammen und eine Rauchwolke über dem Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt, zudem waren offenbar Schüsse zu hören. Im Hintergrund des Videos waren „Tod dem Diktator“-Rufe zu hören.
Proteste im Iran: Im Gefängnis sitzen Oppositionelle
In dem Gefängnis sitzen Berichten zufolge hunderte Menschen, die während der seit einem Monat andauernden Proteste für Menschen- und Bürgerrechte festgenommen wurden. „Ein Feuer breitet sich im Ewin-Gefängnis aus“, hieß es im Twitterkanal 1500tasvir, der regelmäßig über die Proteste und Polizeigewalt im Iran berichtet. Zudem habe es eine Explosion gegeben. Aktivisten aus dem Iran berichten, dass die Straßen zum Evin-Gefängnis gesperrt wurden, viele Sicherheitskräfte seien zusammengezogen worden. Fahrzeuge der Feuerwehr seien zudem lange nicht gesichtet worden.
Viele Beobachter wie auch der Wissenschaftler Roham Alvandi von der London School of Economics fühlte sich an den Brand im ‚Cinema Rex‘-Kino von 1978 erinnert. Damals hatten die Revolutionsführer 400 Menschen ins das Kino gesperrt und das Kino in Brand gesetzt. Unabhängige Untersuchungen weisen recht eindeutig darauf hin, das die Aktion auf Befehl Chomeinis durchgeführt wurde
Feuer im Evin-Gefängnis: Schüsse zu hören, Geschosse zu sehen
Auf mehreren Video ist auch zu sehen, wie Menschen versuchen, zum Evin-Gefängnis zu gelangen, anderen zeigen mögliche Geschosse, die auf das Gefängnis zielen, in vielen ist im Hintergrund zu hören, wie Schüsse fallen. Unabhängig überprüfbar sind diese Videos nicht, da das iranische Regime die Pressefreiheit einschränkt. Journalisten dürfen nicht berichten, das Internet wurde eingeschränkt. Nur über VPD-Tunnel gelangen die Videos aus dem Iran in die Welt und können ein Gegengewicht zur offiziellen Lesart des Regimes machen, das über die staatliche Nachrichtenagentur Irna „Unruhen und Zusammenstöße“ meldete.
Im Evin-Gefängnis sitzen auch mehrere ausländische Staatsbürger ein. Die Familie des US-Bürgers Siamak Namazi erklärte in einer Reaktion auf die Berichte von den Unruhen und dem Feuer, sie sei „zutiefst beunruhigt“ und habe nichts von Namazi gehört. Die Schwester eines weiteren in dem Gefängnis inhaftierten US-Bürgers schrieb auf Twitter, sie sei „krank vor Sorge“.
Hadi Ghaemi, Geschäftsführer der in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran (CHRI) teilte mit: „Die Inhaftierten, darunter zahllose politische Gefangene, sind in diesem Gefängnis völlig schutzlos. Die iranischen Behörden haben wiederholt gezeigt, dass sie das menschliche Leben völlig missachten, und wir sind äußerst besorgt darüber, dass Gefangene in diesem Moment getötet werden.“
Feuer im Evin-Gefängnis: Keine unabhängigen Informationen über Opfer
Wie viele Menschen bei den Auseinandersetzungen in und um das Evin-Gefängnis ihr Leben ließen, ist nicht klar. Iranische Regime-Behörden sprechen von vier Todesopfern. Aktivisten beklagen, dass es keine unabhängige Information über Opfer gibt.
Derweil gingen die Proteste im Land weiter. Bei einer Demonstration an der Schariati-Universität in der Hauptstadt Teheran riefen Frauen ohne Kopftücher Slogans wie „Die Mullahs sollen sich verziehen!“, wie ein im Internet verbreitetes Video zeigte. Weitere Proteste wurden unter anderem aus Isfahan und Kermanschah gemeldet.
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Laut 1500tasvir riefen junge Frauen an einer Hochschule in Teheran „Freiheit, Freiheit, Freiheit“, während sie ihre Kopftücher in der Luft schwenkten. Der Twitter-Kanal berichtete zudem von streikenden Ladenbesitzern in der Provinz Kurdistan und in West-Aserbaidschan.