Post-Streik: Will der Konzern jetzt Streikbrecher mit Überstunden locken?
Derzeit machen Handzettel im Netz die Runde, auf denen Streikbrecher angelockt werden. Doch ob wirklich die Post dahinter steckt, ist unklar.

Die Fronten sind verhärtet, die Deutsche Post AG geht auch nach Wochen der Verhandlung weiterhin nicht genug auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu. Diese haben am Donnerstag in einer Ur-Abstimmung das jüngste Angebot des Konzerns abgelehnt und sich für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Während am Freitag noch eine weitere Verhandlungsrunde zwischen den Arbeitgebervertretern und der Gewerkschaft Verdi anstand, scheint die Deutsche Post für den Streik-Fall vorzusorgen und wirbt Streikbrecher an.
Post-Streik: Will die Post Angestellte mit zusätzlicher Überstunde ködern?
Da legen zumindest Fotos nahe, die aus Whatsapp-Chats von Postmitarbeitern stammen sollen und darüber den Weg zu Twitter gefunden haben. Die Fotos zeigen Handzettel, die in Ostwestfalen verteilt worden sein sollen. Auf diesen wird „allen Beschäftigten der Entgeltgruppen 1 bis 4 & Techniker“ eine Überstunde für jeden Arbeitstag, den sie während des Streiks zur Arbeit kommen, angeboten – als Anwesenheitsprämie.
In den Sozialen Netzwerken sorgt das Schreiben bereits für einigen Unmut. Mehrere Kommentatoren weisen darauf hin, dass selbst dieses Angebot erschreckend schlecht sei und sich im Vergleich zu den Forderungen der Gewerkschaft Verdi, die 15 Prozent mehr Lohn fordert, nicht rechnen würde.
Post-Streik: Urheber des Handzettels ungewiss
Dabei ist derzeit noch gar nicht klar, ob der Handzettel direkt von der Post stammt. Das Unternehmen antwortete dem Berliner KURIER lediglich ausweichend. Auf den Handzettel ging es nicht ein. Ein Sprecher teilte lediglich mit, dass die Tarifverhandlungen am Freitag noch laufen würden und es während der Verhandlungen keine Streiks gebe. Allerdings stellte der Sprecher auch klar: „Sollte es zu keiner Einigung kommen, werden wir alles unternehmen, um die Auswirkungen möglicher Streiks auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Dazu gehören alle in einem Arbeitskampf zulässigen Maßnahmen. Noch ist es aber nicht so weit.“
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Tatsächlich haben Arbeitgeber im Arbeitskampf einen recht großen Spielraum, um Streikbrecher anzuheuern. So hatte das Bundesarbeitsgericht im Jahr 2018 entscheiden, dass Zusatzzahlungen für Streikbrecher im Arbeitskampf rechtmäßig sind. Demnach dürfen Arbeitgeber sogar Prämien anbieten, die den Tagesverdienst der Beschäftigten um ein Vielfaches überschreiten. Eine Überstunde pro Streiktag würde diesen Rahmen sicher nicht sprengen.