Sichtlich zerknirscht erklärte Philipp Amthor seinen Rücktritt von der Kandidatur um den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern.
Sichtlich zerknirscht erklärte Philipp Amthor seinen Rücktritt von der Kandidatur um den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

„Neuer Mut“ - das war der Slogan, mit dem Philipp Amthor 2017 als einer der jüngsten Abgeordneten in den Bundestag einzog. Gerne wirbt der Shooting-Star der CDU mit Stichworten wie Heimat, Fleiß und Herzblut für sich und seine Heimatregion in Vorpommern. Doch nun hängen dem gestrauchelten Hoffnungsträger durch seine Nebentätigkeiten auch Begriffe wie Korruption und Lobbyismus an.

Traum vom jüngsten Landeschef geplatzt

Gerade wollte Amthor den nächsten großen Karriereschritt wagen, kandidierte als einziger Bewerber für den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Und die Chancen, jüngster Ministerpräsident in der Geschichte der Bundesrepublik zu werden, standen recht gut. In Wahlumfragen hatte die Landes-CDU Anfang Juni mit 29 Prozent Zuspruch die SPD (24 Prozent) von Landesmutter Manuela Schwesig überholt. Doch nun geriet der 27-Jährige ins Straucheln. „Ich möchte an dieser Stelle keine Belastung für die Partei sein“, sagte Amthor stockend nach einer Vorstandssitzung in Güstrow - und verzichtete auf die Kandidatur.

Der 27-Jährige sah sich wegen seiner Tätigkeit für die US-Firma „Augustus Intelligence“, die sicherheitsrelevante Software entwickelt, massiven Lobbyismus-Vorwürfen ausgesetzt. Erst kurz vor dem Parteitreffen in Güstrow am Freitagabend hatte Amthor einen weiteren Nebenjob bei einer Berliner Wirtschafts-Kanzlei aufgegeben. Kritik an der Verquickung von Job und Amt kam auch aus der eigenen Partei, die im 27-Jährigen einen der talentiertesten Nachwuchspolitiker der Union sieht. 

Der amtierende CDU-Landeschef Eckhardt Rehberg beim Pressetermin mit Amthor. Rehberg will dem CDU-Jungstar eine zweite Chance geben.
Der amtierende CDU-Landeschef Eckhardt Rehberg beim Pressetermin mit Amthor. Rehberg will dem CDU-Jungstar eine zweite Chance geben. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Bis dahin schien nichts den rasanten politischen Aufstieg Amthors stoppen zu können. Nadelsteifen-Anzug, korrekter Scheitel und Lackschuhe gehören zu seinen Markenzeichen wie erzkonservative Positionen. Ebenso Strebsamkeit: 2017 zog Amthor mit gerade mal 24 Jahren in den Bundestag ein. Das Direktmandat hatte er in einer Region geholt, in der die AfD großen Zuspruch genießt. An tausenden Türen habe er dafür im Wahlkampf geklingelt, berichtete Amthor später. Bald tourte der konservative Nachwuchspolitiker durch Talk- und Comedy-Shows. Jetzt nahm er Anlauf auf die Spitzenkandidatur in Mecklenburg-Vorpommern. Dann kamen die „Spiegel“-Enthüllungen und mit ihnen die Bedenken: Ist Philipp Amthor käuflich? Eine Frage, die Amthor zwar ebenso zerknirscht verneinte wie er seine Tätigkeit für „Augustus Intelligence“ als Fehler bezeichnete. Doch Zweifel bleiben. Nun prüft die Generalstaatsanwaltschaft, ob es Ermittlungen geben wird.

Neuer Karriere-Schub als Landesgruppen-Chef?

Dass mit der Lobby-Affäre Amthors politische Karriere mit einem Schlag beendet ist, ist indes nur schwer vorstellbar. „Man sollte, das ist meine Auffassung, so einem jungen Mann auch durchaus eine zweite Chance geben“, bereitete Eckhard Rehberg, der kommissarische CDU-Landesparteichef von Mecklenburg-Vorpommern, einem Amthor-Comeback den Boden. „Was in fünf oder zehn Jahren sei, müsse heute nicht betrachtet werden.“ Möglicherweise muss Amthor gar nicht so lange warten. Rehberg betonte bereits, nicht mehr für ein Bundestag-Mandat zu kandidieren - damit wäre der einflussreiche Posten als Landesgruppen-Chef von Mecklenburg-Vorpommern vakant. Eine willkommene, neue Sprosse auf Amthors Karriereleiter...