Co-Vorstandschef Sebastian Braun steht vor einer Vitrine mit Medizinprodukten der Firma Cheplapharm.
Co-Vorstandschef Sebastian Braun steht vor einer Vitrine mit Medizinprodukten der Firma Cheplapharm. dpa/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Es ist eine junge Pharmafirma aus Mecklenburg-Vorpommern, handelt mit Spezialmedikamenten und hat ein Rekord-Ziel: Cheplapharm will den größten Börsengang eines ostdeutschen Unternehmens realisieren. Der Start im ersten Quartal wurde zuletzt wegen wechselhafter Märkte verschoben, doch aufs Parkett will das Unternehmen dennoch.

Pharmaunternehmen fing vor 18 Jahren bei null an

Der Börsengang der Superlative aus ostdeutscher Sicht soll nach den Vorstellungen von Sebastian Braun seinen Ursprung in einem kleinen Gewerbegebiet im äußersten Nordosten Deutschlands haben. „Das wäre natürlich eine tolle Sache für die Region und Cheplapharm“, sagt der Geschäftsführer des Greifswalder Pharmaunternehmens.

Vor 18 Jahren habe man bei null angefangen, sagt Braun. „Jetzt werden wir gehandelt als MDax-Kandidat.“ Das mittelständische Familienunternehmen sei in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt um 45 Prozent gewachsen. Erwarteter Jahresumsatz 2021: jenseits der Milliarden-Grenze. An der Börse will die Firma 750 Millionen einsammeln.

Die Greifswalder vermarkten auf der ganzen Welt vor allem Spezialmedikamente, die schon lange etabliert und bereits aus dem Patentschutz herausgefallen sind. „Die großen Pharmaunternehmen haben gemerkt, dass es durchaus Sinn macht, sich von solchen Produkten zu trennen, um die Komplexität zu reduzieren und sich wirklich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren“, erklärt Braun.

Cheplapharm vermarktet Präparate für die Krebstherapie

Cheplapharm kümmere sich um die „etwas älteren Schätze“. Dabei geht es etwa um Präparate für die Krebstherapie. Teilweise hätten die Medikamente keine Wettbewerber. Für Generika-Hersteller wiederum lohnten sich die Kosten für den Nachbau nicht, weil der Markt zu klein sei. Hier befindet sich Cheplapharms Nische.

Das Unternehmen übernimmt die Marken und die Zulassungen und sorgt dafür, dass die Medikamente weiter verfügbar bleiben. Sowohl Logistik als auch Produktion werden dabei größtenteils an andere Firmen delegiert. Somit verzichtet die Firma etwa auf teure Produktionsstätten.

Die Firma hat seit 2014 nach eigenen Angaben für rund 3,3 Milliarden Euro mehr als 125 Produkte erworben und vertreibt diese in etwa 145 Ländern. Mit Kosmetikprodukten habe Braun gestartet.

Sein absolutes Highlight sei nach zwei bis drei Jahren die Übernahme eines apothekenpflichtigen Medikaments gegen Sodbrennen gewesen, erinnert er sich. Mit weiteren Investitionen soll nach Brauns Vorstellungen auch die Zahl der Mitarbeiter – derzeit mehr als 460 – wachsen, vor allem am Standort Greifswald.

Mit dem Börsenstart würden die Greifswalder zu den Exoten ostdeutscher Firmen auf dem Parkett gehören, sagt Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden. „Die meisten ostdeutschen Unternehmen sind klein. Die haben an der Börse nichts verloren.“ Und größere ostdeutsche Firmen wurden laut Mario Rothaupt von der Industrie- und Handelskammer zu Rostock nach der Wende häufig durch andere Unternehmen übernommen.

Braun sagt: „Das gefällt mir, so ein bisschen mit dem Underdog-Status das Feld an der Frankfurter Börse von hinten aufzurollen und dass der ein oder andere dadurch vielleicht mal mit dem Finger auf die Landkarte geht und sich anguckt, wo Greifswald ist.“ Größter Börsengang aus Ostdeutschland – das wäre interessant, „weil es einfach auch zeigt, wie viel Firepower inzwischen in Ostdeutschland sitzt“.