Olympia-Attentat in München 1972: Bundespräsident entschuldigt sich bei Hinterbliebenen
Beim Überfall palästinensischer Terroristen während der Olympischen Spiele 1972 kamen elf Israelis und ein Polizist ums Leben

Bei einer Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 um Vergebung gebeten. „Ich bitte Sie als Staatsoberhaupt dieses Landes und im Namen der Bundesrepublik Deutschland um Vergebung, um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten damals bei den Olympischen Spielen in München und für die mangelnde Aufklärung danach; dafür, dass geschehen konnte, was geschehen ist“, sagte Steinmeier am Montag am 50. Jahrestag des Attentats.
Geiselbefreiung misslang blutig
Elf Mitglieder des israelischen Olympiateams und ein deutscher Polizist waren bei dem Anschlag in München und der missglückten Befreiungsaktion auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck ums Leben gekommen. Palästinensische Terroristen wollten über 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Die Attentäter waren am frühen Morgen des 5. September 1972 in die Unterkunft der Sportler im Olympischen Dorf eingedrungen, hatten zwei Männer erschossen und neun Geiseln genommen. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck mit einem Blutbad. Alle neun Geiseln, der Polizist Anton Fliegerbauer und fünf Attentäter starben.
Elf israelische Sportler kamen ums Leben
Die insgesamt elf getöteten Sportler und Betreuer waren David Berger (28, Gewichtheber), Zeev Friedman (28, Gewichtheber), Josef Gutfreund (40, Ringer-Trainer), Eliezer Halfin (24, Ringer), Josef Romano (32, Gewichtheber), Amitzur Shapira (40, Leichtathletiktrainer), Kehat Shorr (53, Schützentrainer), Mark Slavin (18, Ringer), André Spitzer (27, Fechter), Yakov Springer (51, Gewichthebertrainer) und Mosche Weinberg (32, Ringertrainer).
Steinmeier dankte den Angehörigen und dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog für ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung. „Ohne Sie alle, ohne die Angehörigen, ohne die Präsenz des Staates Israel war mir ein würdiges Gedenken nicht vorstellbar“, sagte er. Rückblickend führte er aus: „Welch riesiger Vertrauensbeweis war es, nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah im Land der Täter an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Unter den Athleten und ihren Trainern waren auch Überlebende der Shoah.“ Diesem Vertrauen sei Deutschland, das auf einen solchen Anschlag nicht vorbereitet gewesen sei, nicht gerecht geworden.

Begonnen hatte der Gedenkakt mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung, bei der Herzog und Steinmeier schweigend der Opfer des Attentats gedachten.
Das Bemühen, Deutschland im Jahr 1972 als friedfertige, freundliche Demokratie zu zeigen, sei in München tragisch gescheitert, sagte Steinmeier. Das Olympische Dorf sei für die Attentäter „zur internationalen Bühne für Judenhass und Gewalt“ geworden. Auch nach dem Attentat seien Fehler gemacht worden, betonte der Bundespräsident.
50 Jahre bis zur Entschädigung der Opfer
Auf den Anschlag seien Jahre und Jahrzehnte des Schweigens und Verdrängens gefolgt. Bis heute seien viele Fragen offen, etwa warum die überlebenden Täter so schnell abgeschoben worden seien, welche Verbindungen diese zu deutschen Extremisten hatten. Es sei gut, dass die Bundesregierung nun die Einsetzung einer israelisch-deutschen Historikerkommission vorschlage, um mehr Licht in dieses dunkle Kapitel zu bringen.
Tatsächlich hatten Palästinenser im Oktober 1972 ein Lufthansa-Flugzeug entführt und die drei Überlebenden freigepresst. Einer von ihnen und eine Reihe Hintermänner wurden später von Mossad-Agenten getötet.
Die Hinterbliebenen der israelischen Opfer hatten sich erst vor wenigen Tagen mit der Bundesregierung geeinigt. 28 Millionen Euro stehen nun als Entschädigungssumme für das entstandene Leid fest. Davon übernimmt der Bund 22,5 Millionen, der Freistaat Bayern 5 Millionen und die Stadt München 500 000 Euro.