Beim Katholikentag

Olaf Scholz vergleicht Klima-Aktivisten mit Nazis – und erntet dafür scharfe Kritik!

Der Bundeskanzler hat verbal ordentlich danebengelangt – und damit reichlich Kritik auf sich gezogen.

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Bundeskanzler Olaf Scholz beim Katholikentag in Stuttgart. Foto: Marijan Murat/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz beim Katholikentag in Stuttgart. Foto: Marijan Murat/dpadpa

Wie viele andere Politiker, Aktivisten und Unternehmer sprach auch Bundeskanzler Olaf Scholz am Wochenende beim Deutschen Katholikentag. Dort wurde er auch zu seinen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise befragt und leistete sich einen dramatischen verbalen Aussetzer: Er verglich Klimaaktivisten mit Nazis!

Bundeskanzler Olaf Scholz vergleicht Klimaaktivisten mit Nazis

Von dem Aussetzer des Bundeskanzlers kursiert seit Sonntagabend ein Video auf Twitter. Dort reagiert er auf Zwischenrufen aus dem Publikum und sagt: „Ganz ehrlich, diese schwarz gekleideten Inszenierungen bei verschiedenen Veranstaltungen von immer den gleichen Leuten erinnern mich an eine Zeit, die lange zurück liegt - und Gott sei dank!“ Rumms: Hier hat tatsächlich der Mann, der sich im Herbst 2021 als „Klimakanzler“ bezeichnete, Klimaaktivisten mit Nazis verglichen.

Klar, dass das im Netz für reichlich Gegenwind sorgte. Unter anderem hatte die Fridays for Future-Aktivisten Luisa Neubauer einen längeren Thread auf Twitter dazu geschrieben. „Der Kanzler der Bundesrepublik relativiert in nur einem Halbsatz die NS-Herrschaft, und auf Paradoxe Art und Weise die Klimakrise gleich mit. Er stilisiert Klimaschutz als Ideologie mit Parallele zur NS-Herrschaft“, fasst sie zusammen. Ihr Hauptkritikpunkt: „Wenn es im Skript steht, lobt man also die Engagierten für die Umwelt. Wenn man aber „ganz ehrlich“ ist, sieht man sie dann doch ein bisschen wie Nazis? Was ist das für ein Geschichtsbewusstsein?“

Besonders stört sie dabei, dass Scholz Übung darin habe, in der Öffentlichkeit zu sprechen. „Sowas rutscht einem nicht raus, wenn man es nicht wirklich so sieht. Und nicht schon mal in anderen Kreisen gesagt hat“, meint die 26-Jährige.

Luisa Neubauer zerlegt die Vorwürfe von Olaf Scholz

Dass Scholz zudem den Aktivisten vorwirft, „eingeübte Haltungen“ zu übernehmen, sich nicht an Diskussionen zu beteiligen und die Veranstaltungen „für die eigenen Ziele zu missbrauchen“ kann Neubauer noch weniger verstehen. Scholz spreche es Menschen ab, ernsthaft über die Klimakrise besorgt zu sein, zudem sehe er schlicht darüber hinweg, dass es Klimaaktivisten waren, die das Thema überhaupt auf die Agenda gesetzt haben. Besonders stört sie sich aber an der Formulierung „die eigenen Zwecke“. Denn was seien „die eigenen Zwecke“, fragt sie: „Das 1,5 Grad Ziel aus dem Koalitionsvertrag? Die Zukunft der Menschheit? Völkerrechtlich bindenden Klimaabkommen?“

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Es ist nicht das erste Mal, das Luisa Neubauer Olaf Scholz öffentlich für seine zögerliche Haltung in der Klimakrise angeht. Bereits kurz nach seiner Wahl zum Kanzler hatte sie beim Portal Watson einen Gastbeitrag geschrieben, in dem sie ankündigte dem selbsternannten Klimakanzler auf die Finger zu schauen. Bisher konnte er offensichtlich nicht überzeugen. Eine Entschuldigung für den verbalen Ausfall gab es noch nicht.