Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen schlägt vor, dass Risikosportler bei Verletzungen ihre Arztrechnung selbst zahlen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen schlägt vor, dass Risikosportler bei Verletzungen ihre Arztrechnung selbst zahlen. Metodi Popow/imago

Die Kosten unseres Gesundheitssystems explodieren, allein bei den gesetzlichen Krankenversicherungen wird für 2023 ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet. In der Not schlägt der Ökonom Bernd Raffelhüschen ganz neue Wege vor, um die Kostenspirale zu stoppen. Er fordert, dass Kassenpatienten bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen.

Gesetzlich Krankenversicherte sollen jährlich das Geld gestaffelt zahlen, so der Plan des Wirtschaftswissenschaftlers. „Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen“, sagte der Professor an der Universität Freiburg der Bild-Zeitung. Dazu muss es aber einen Sozialausgleich geben. „Die Zuschüsse zum Beispiel für Geringverdiener müssen aus dem Bundeshaushalt kommen.“

In manchen Fällen sollen Versicherte Arztbehandlungen sogar komplett selbst zahlen. Etwa nach Verletzungen nach selbstgewählten Risiken – wie zum Beispiel Skifahren. „Auch Raucher müssen sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen“, verlangte Raffelhüschen.

Versicherungsbeiträge von 22 Prozent drohen

Ohne ein Gegensteuern werde ansonsten der Beitragssatz bis 2035 auf bis zu 22 Prozent vom Bruttolohn steigen, warnte der Ökonom und Politikberater. Zurzeit liegt er – inklusive Zusatzbeitrag – im Schnitt bei knapp 16 Prozent, je nach Krankenkasse.

Kassenpatienten sollen nach Raffelhüschens Plänen Arztrechnungen erhalten und die Kosten teilweise selbst zahlen.
Kassenpatienten sollen nach Raffelhüschens Plänen Arztrechnungen erhalten und die Kosten teilweise selbst zahlen. suedraumfoto/imago

Für 2023 wird in der gesetzlichen Krankenversicherung ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet – nach den Worten von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist das ein historisches Ausmaß. In Deutschland werden rund 73 Millionen Versicherte von einer der 96 gesetzlichen Krankenkassen versorgt – das entspricht etwa 90 Prozent der Bevölkerung.

Arzt stellt Patienten Rechnung aus

Nach den Plänen Raffelhüschens sollen Patienten nach dem Arztbesuch künftig eine Rechnung erhalten und diese an die Krankenkasse weiterreichen, „die dann einen Großteil der Kosten übernimmt“. Für die Eigenbeteiligung der Patienten soll es mehrere Stufen geben. Sie soll laut Raffelhüschen „insgesamt bei 1500 oder 2000 Euro pro Jahr“ gedeckelt werden.

2000 Euro Mehrkosten pro Kassenpatient jedes Jahr? Zumindest Gesundheitsminister Karl Lauterbach will das keinesfalls unterstützen: „Der Vorschlag wird nicht kommen“, twitterte der SPD-Minister. „Für Uniprofessoren wie Herrn Raffelhüschen oder mich wären diese Vorschläge bezahlbar. Für die große Mehrheit der Bevölkerung geht das nicht.“