Öko-Strom in der Flaute: Zu wenig Wind und Sonne
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung ging im 1. Halbjahr 2021 deutlich zurück

Ökostrom aus Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft hat im ersten Halbjahr dieses Jahres 43 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt - und damit weniger als im Rekord-Vorjahreszeitraum mit rund 50 Prozent: Insbesondere das erste Quartal sei ungewöhnlich windstill und arm an Sonnenstunden gewesen.
Die Erzeugung aus Windenergie an Land und auf See ging um ein Fünftel zurück, wie vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen.
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Das erste Vierteljahr 2021 hatte laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) einen Rückgang bei der Nettostromerzeugung (das ist das, was in den Steckdosen ankommt) durch Wind um 32,8 Prozent mit sich gebracht, durch Wasser um 23,9 Prozent und durch Sonnenenergie um 6,1 Prozent. Dafür legten Gas um 46,2, Braunkohle um 33,4 und Steinkohle um 21 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020 zu.
Ein AKW weniger, aber mehr Atomstrom
Selbst Atomstrom nahm um 2,1 Prozent zu, obwohl Ende 2020 ein AKW stillgelegt wurde. Die letzten sechs Kernkraftwerke, die im ersten Quartal 2021 noch 12,5 Prozent des Nettostroms erzeugten, werden bis Ende 2022 abgeschaltet. Größter Stromlieferant blieb trotz Flaute der Wind (25,6 Prozent), gefolgt von der Braunkohle (18,8), die bei der Verbrennung besonders viel CO2 produziert.

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Das könnte die Diskussion beleben, ob man die untrennbar mit dem ungelösten Atommüll-Problem verbundene, aber CO2-arme Stromerzeugung durch Kernkraft länger beibehält. Sie wird bislang von einigen Techniker, Wissenschaftlern und Ökonomen geführt, in der deutschen Gesellschaft dürfte die AKW-Idee aber auf keine Gegenliebe stoßen.
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Der Ausbau erneuerbarer Energien gilt als entscheidend, damit die von der Politik beschlossenen höheren Klimaziele – 2045 soll Deutschland klimaneutral sein – erreicht werden können. Das Tempo müsse anziehen, forderte die BDEW-Chefin Kerstin Andreae: „Für das höhere CO2-Einsparziel ist ein Anteil von mindestens 70 Prozent Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 erforderlich.“ Bislang hapert es mit dem Ausbau der Windkraft in Süddeutschland und dem Bau von Stromleitungen von den norddeutschen Windkraftanlagen gen Süden.