Nummer 31: Finnland ist jetzt Nato-Mitglied
Beitritt Finnlands zum Verteidigungsbündnis ist abgeschlossen, Schweden muss wegen Widerstands der Türkei und Ungarns warten

Finnland ist jetzt das 31. Mitglied der Nato: Am Dienstag, exakt 74 Jahre nach Gründung des Bündnisses, wurde der mit 5,5 Millionen Einwohnern dünn besiedelte Staat in Brüssel aufgenommen. Die finnische Regierung hatte im Mai 2022 – von der Bevölkerung mit großer Mehrheit unterstützt – den Beitrittswunsch geäußert und damit die jahrzehntelange Neutralität aufgegeben. Anlass war der russische Angriff auf die Ukraine.

Mit dem Beitritt verlängert sich die Grenze zwischen Nato und Russland um 1340 auf 2565 Kilometer. Der norwegische Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte dazu, Russlands Machthaber Wladimir Putin bekomme so das Gegenteil dessen, was er wollte.
Russland ist nicht amüsiert über den finnischen Nato-Beitritt
„Die Erweiterung der Nato ist ein Angriff auf unsere Sicherheit und die nationalen Interessen Russlands“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Russland sei entsprechend zu Gegenmaßnahmen gezwungen. Was das seien, sagte er nicht. „Die Lage mit Finnland unterscheidet sich fundamental von der Lage mit der Ukraine“, sagte Peskow. Finnland sei nie zum „Antirussland“ geworden, zudem habe es mit dem Nachbarn im Norden keinen Streit gegeben.

Finnland verfügt über ein stehendes Heer von 19.000 Mann, dazu kommen knapp 240.000 Reservisten. Das Land erfüllt bereits das Nato-Ziel, zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung in die Verteidigung zu stecken, was Deutschland beispielsweise nicht schafft.
Eigentlich will auch Schweden der Nato beitreten. Auf Betreiben von Präsident Recep Tayyip Erdogan blockiert die Türkei aber die Aufnahme. Schweden ginge mit vorgeblichen kurdischen Terroristen zu sanft um. Auch Ungarn ist gegen den Beitritt, die Schweden gingen zu kritisch mit der Regierung von Viktor Orban um.
Finnland nabelt sich von Russland ab
Die finnisch-russischen Beziehungen waren ursprünglich eng: Seit 1809 war Finnland Teil des Zarenreichs, erklärte sich Ende 1917 für unabhängig.
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Im November 1939 überfiel die Sowjetunion Finnland. Stalins Truppen, militärisch vielfach überlegen, erlitten zunächst schwerste Verluste an Soldaten und Material. Am Ende verlor Finnland mit dem Friedensvertrag vom März 1940 vor allem Teile Kareliens nördlich von Leningrad/St. Petersburg. 1941 bis 1944 konnte das Land während des 2. Weltkriegs mit deutscher Hilfe zurückerobert werden, ging dann endgültig verloren.
Nach 1945 orientierte sich Finnland marktwirtschaftlich. Es blieb aber neutral, vermied Streit mit der Sowjetunion und später mit Russland, hatte enge Wirtschaftsbeziehungen mit dem großen Nachbarn.