Notstand in Apotheken! Lage bei Antibiotika, Krebsmittel und Blutdrucksenker „dramatisch“
Die Lieferengpässe seien gravierend, heißt es von der Apothekerkammer. Es gäbe einen „massiven Antibiotika-Mangel“. Auch Krebsmittel oder Blutdrucksenker gebe es kaum noch.

In Deutschland darf man eigentlich alles sein, nur besser nicht krank! Denn die Engpässe bei bestimmten Medikamenten sind derzeit dramatisch. Der Chef der Apothekerkammer schlägt Alarm. Antibiotika, Krebsmittel und Blutdrucksenker sein kaum noch zu bekommen. Was für ein extremer Notstand.
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Im Hamburger Abendblatt warnt Kai-Peter Siemsen, Chef der Apothekerkammer Hamburg, vor einem „massiven Antibiotikamangel“. Auch die teureren Ausweichantibiotika würde man kaum noch bekommen. Die Lieferengpässe seien gravierend.
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900 bis 1000 Medikamente fehlen in Deutschland, auch Antibiotika
Doch als wäre das nicht schlimm genug. Auch andere lebenswichtige Medikamente sind kaum noch zu bekommen. Beispielsweise Krebsmittel oder Blutdrucksenker gebe es kaum noch. „Wir müssen teilweise mit den Ärzten zusammen die Therapien ändern“, erklärt Kai-Peter Siemsen. Rund 900 bis 1000 Arzneimittel würden in Deutschland fehlen. „In Hamburg ist aktuell jede zweite ärztliche Versorgung ein Problem“, sagte Siemsen.
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Doch mit diesem Problem steht Hamburg längst nicht alleine da. Deutschlands oberste Apothekerin, Gabriele Regina Overwiening, erklärt in Bild: „Die Lage ist katastrophal.“ Es werde immer schwieriger, Patienten zu versorgen – „und das in einem Land, das mal die Apotheke der Welt war“.
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Während in manchen Regionen Ärzte also Medikamentenpläne umstellen müssen, müssen im Saarland beispielsweise Patienten laut Kammer-Chef Carsten Wohlfeil „weite Wege auf sich nehmen, um (…) eine Apotheke zu finden, die ein entsprechendes Arzneimittel hat“. Auch in Berlin sei ein Ende des Mangels „derzeit nicht in Sicht“.
Einziger Lichtblick: Der extreme Engpass bei Kinderarzneimitteln im Winter ist mit Beginn des Frühlings nicht mehr so angespannt. „Die Lage hat sich entspannt, weil die Nachfrage geringer geworden ist“, so Kai-Peter Siemsen.
Antibiotika-Mangel und Co.: „Lage dramatisch“
Er fordert die Politik zum Handeln auf: „Wir haben aus dem System zu viel Geld gespart. Immer weniger Hersteller stellen in Deutschland Arzneimittel her. Die Bezahlung hierzulande ist einfach zu schlecht. Das ist kein neues Phänomen. Wir warnen davor seit fast zwei Jahrzehnten. Doch nun ist die Lage wirklich dramatisch.“
Das hat auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erkannt. Er will nun unter anderem die Preisregeln lockern. Das soll Lieferungen nach Deutschland attraktiver machen. So sollen beispielsweise bei Kindermedikamenten Hersteller den Preis um bis zu 50 Prozent heraufsetzen dürfen.
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Bis das greift, dürfte es noch etwas dauern. Kein Wunder also, dass das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zu beruhigen versucht. Laut einem Sprecher muss „ein Lieferengpass nicht automatisch ein Versorgungsengpass sein“. Auf europäischer Ebene gebe es „erste Signale einer sich stabilisierenden (…) Verfügbarkeit“. Der Deutsche Apotheken-Notstand ist damit aber noch lange nicht vom Tisch.