Die Credit Suisse ist die erste europäische Bank, die im Zuge der neuen Bankenkrise in finanzielle Not gerät.
Die Credit Suisse ist die erste europäische Bank, die im Zuge der neuen Bankenkrise in finanzielle Not gerät. Fabrice Coffrini/AFP

Erst strauchelten regionale US-Banken im Silicon Valley, und schon wenige Tage später erreicht die neue Bankenkrise Europa - und den als vermeintlich bombensicher geltenden Schweizer Bankensektor: Die schwer angeschlagene Credit Suisse greift nach der Rettungsleine der Schweizer Notenbank und will sich dort bis zu 50 Milliarden Franken (rund 50,7 Milliarden Euro) leihen, um flüssig zu bleiben. Diese zusätzliche Liquidität würde das Kerngeschäft und die Kunden der Credit Suisse unterstützen, versuchte die Bank Sorgen zu zerstreuen, nachdem der Aktienkurs teils um 30 Prozent auf ein neues Rekordtief von 1,59 Euro eingebrochen war.

Zuvor hatten Schweizer Nationalbank (SNB) und Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma angekündigt, dem Finanzinstitut bei Bedarf Geld zur Verfügung zu stellen. Damit soll das Vertrauen in den Bankensektor erhalten und eine Ansteckungsgefahr für andere Institute minimiert werden.

Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor schickten weltweit Aktienkurse auf Achterbahnfahrt.
Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor schickten weltweit Aktienkurse auf Achterbahnfahrt. Boris Roessler/dpa

Auslöser für die heftigsten Turbulenzen in der Branche seit der Finanzkrise 2008 war der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken. Als erste war die Silicon Valley Bank (SVB), die besonders viele Start-ups im Technologiebereich als Kunden hat, in die Pleite gerauscht. Wie andere Banken auch hatte sie das Kapital der Kunden in vermeintlich sichere, länger laufende Anleihen investiert. Doch deren Kurse rauschten durch die steigenden US-Zinsen in den Keller. Müssen Banken diese Papiere, wie US-Staatsanleihen, vorzeitig zu miesen Kursen verkaufen, fahren sie heftige Verluste ein – bis zum Kollaps, falls die Bank nicht über genügend Eigenkapital verfügt.

Für Deutschlands Banken jedoch legt Finanzminister Christian Lindner (FDP) seine Hand ins Feuer. Er sieht die Stabilität des deutschen Finanzsystems nicht gefährdet. „Wir können sehr klar sagen: Das deutsche Kreditwesen – private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute – ist stabil“, sagte Lindner am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger“.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, hält trotz der Turbulenzen an den Zinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation fest.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, hält trotz der Turbulenzen an den Zinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation fest. Jean-Francois Badias/dpa

Clemens Fuest, Chef des Münchner Ifo-Instituts, ist da skeptischer. Er sieht „auf jeden Fall“ Gefahren für die Stabilität des globalen Finanzsystems. „Es ist ja fast klassisch, wenn in Phasen eines starken Zinsanstiegs das Problem entsteht, dass die Finanzstabilität in Gefahr gerät“, sagte Fuest der Mediengruppe Bayern.

Mit den Zinsanhebungen versucht die US-Notenbank Fed die hohe Inflation zu bekämpfen, was nun sichtbare, riskante Folgen für Banken birgt. In der Eurozone setzt auch die EZB auf höhere Zinsen gegen die Rekordinflation. Sie bleibt trotz der Turbulenzen auf Kurs und erhöhte den Zins um 0,5 auf 3,5 Prozent.