Nach Schwimmbad-Schlägereien
Gewalt in Freibädern: Schnellverfahren gegen Täter gefordert
Der zukünftige CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann fordert die Bestrafung von Gewalttätern am Tattag. Laut Richterbund ist dafür mehr Personal nötig

Nach den jüngsten Gewaltausbrüchen in Berliner Freibädern hat der zukünftige CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann die schnellere Bestrafung von Gewalttätern noch am Tattag gefordert. Der Deutsche Richterbund hält dagegen: ohne zusätzliches Personal sei das nicht zu schaffen.
Er erwarte „ganz einfach“ die „Durchsetzung unserer Gesetze“, sagte Linnemann auf eine Frage der „Bild am Sonntag“. „Es braucht Schnellverfahren gegen Gewalttäter, das Justizsystem muss entsprechend organisiert werden.“ Wer mittags im Freibad Menschen angreife, müsse abends vor dem Richter sitzen und abgeurteilt werden. „Auch am Wochenende.“ Die Strafprozessordnung gebe das her. Auch das Strafmaß müsse voll ausgeschöpft werden, bis hin zu Haftstrafen.
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„Es ist wenig überzeugend, wenn Politiker am Sonntag mit entschlossener Pose nach dem starken Rechtsstaat rufen, Montag bis Samstag aber zu wenig dafür tun“, hielt ihm der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, entgegen. Es sei zwar richtig, dass eine Strafe der Tat möglichst auf dem Fuße folgen müsse, um für die Täter abschreckend zu wirken. Wer öffentlichkeitswirksam nach einer zügigen Strafverfolgung rufe, müsse die Justiz dann aber auch personell besser ausstatten.
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Die Strafprozessordnung ermöglicht es der Staatsanwaltschaft, einen Antrag auf Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu stellen, wenn die Sache auf Grund des einfachen Sachverhalts oder der klaren Beweislage zur sofortigen Verhandlung geeignet ist. Bei Straftaten, die an einem Wochenende verübt werden, ist dafür allerdings mancherorts nicht immer ein Richter greifbar. Das Schnellgericht darf Beschuldigte maximal zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilen.

Gewalt-Ausbrüche in Freibädern in Neukölln und Kreuzberg
Anfang Juli war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in Freibädern in Neukölln und Kreuzberg gekommen. Das Columbiabad in Neukölln wurde zum wiederholten Mal geräumt. Das Freibad ist überregional bekannt, weil es dort öfter Randale und Probleme mit Jugendlichen gibt. Der Bezirk Neukölln gilt in Teilen als sozialer Brennpunkt.
Nach einer rund einwöchigen Schließung öffnet das Sommerbad Neukölln auf dem Columbiadamm an diesem Montag wieder. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung am Sonntag vor einer Woche war das Freibad vorläufig geschlossen worden. Zu viele Beschäftigte hatte sich krank gemeldet. Aufgrund der Vorfälle müssen sich Besucher beim Einlass in die Berliner Bäder seit diesem Wochenende ausweisen. An vier Schwimmbädern sollen mobile Polizeiwachen stehen.
Linnemann sagte, grundsätzlich - auch abseits der Freibad-Vorfälle - müsse es das Ziel sein, Straftäter sofort zur Verantwortung zu ziehen. „Der starke Rechtsstaat funktioniert nur mit Abschreckung, wenn die Täter damit rechnen müssen, dass sie noch am gleichen Tag verurteilt werden und die Konsequenzen tragen.“ Was derzeit in den Freibädern passiere, sei zudem „schlicht unsozial“, sagte Linnemann. „Familien, die sich keinen Urlaub oder keinen Pool im eigenen Garten leisten können, müssen im Freibad mitansehen, wie junge Männer, oft mit Migrationshintergrund, gewalttätig werden. Sie haben den Eindruck, dass der Staat nur zuschaut.“
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Grünen-Vorsitzender Nouripour ist für Neu-Einstellungen von Richtern
Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour sagte im ZDF-Sommerinterview, die CDU trage in der Berliner Landespolitik inzwischen Verantwortung. Daher hoffe er, dass Linnemann solche Vorschläge nicht nur in Interviews mache, sondern auch mit Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) darüber spreche, „damit schnellstmöglich Richter und Richterinnen eingestellt werden“, um schnelle Verfahren zu ermöglichen. Ebenso wichtig seien Prävention und Sozialarbeit. Der Co-Parteivorsitzende fügte hinzu: „Das, was wir da gerade erleben in bestimmten Freibädern, ist komplett indiskutabel, das braucht eine harte, klare Antwort.“ Es müsse eine Grenzziehung geben, „bis hierhin und nicht weiter - und diese Grenze ist das Recht“.
Linken-Vorsitzende Wissler sieht größere Probleme als Schwimmbad-Schlägereien
Die Vorsitzende der Linkspartei, Janine Wissler, nannte Linnemanns Vorstoß populistisch. „Ich meine, das Problem, das die meisten Leute haben, ist, dass kein Schwimmbad mehr in erreichbarer Nähe ist, dass viele Kinder nicht mehr schwimmen können“, sagte sie im ARD-Sommerinterview. „Das ist doch ein viel größeres Problem, als dass es vereinzelt zu Schlägereien in Freibädern kommt.“