Nervenprobe K-Frage: Wer kann für die Union das Kanzleramt retten?
An diesem Sonntag wollen sich die beiden unerklärten Rivalen Armin Laschet und Markus Söder vor der Spitze der Unionsfraktion präsentieren.

Es geht um nicht weniger als die Macht in der Union. Und für CDU und CSU ganz konkret um die Frage, wer nach 16 Jahren Angela Merkel das Kanzleramt für die Konservativen am ehesten verteidigen kann: Armin Laschet oder Markus Söder. Weniger als ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl hat in der „K-Frage“ die entscheidende Phase begonnen. Bis spätestens Pfingsten wollen der CDU-Chef und sein CSU-Kollege Klarheit schaffen, so ist es seit Wochen abgesprochen.
Kandidaten-Frage bis Pfingsten klären
Das scheint allerdings die einzige gemeinsame Absprache. Immer wieder sticheln Söder und Laschet gegeneinander. „Wir werden nach dem Kriterium entscheiden, wer die größten Aussichten hat, in ganz Deutschland die Wahl zu gewinnen“, sagte Laschet jüngst in einem Interview. Was auf den ersten Blick wie eine Spitze gegen Söder klingt, hat aber auch für ihn einen Haken. Immerhin liegt Söder in bundesweiten Umfragen weit vorne.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Druck wächst täglich, auch weil die Grünen inzwischen ihren Fahrplan zur Kandidatenkür festgezurrt haben. Am 19. April soll verkündet werden, ob Robert Habeck oder seine Parteichef-Kollegin Annalena Baerbock die Union herausfordert.
Doch das ist Zukunftsmusik. An diesem Sonntag gehört die Bühne erst einmal den Parteichefs der Union. Zwei Stunden lang wollen sich die beiden unerklärten Rivalen Laschet und Söder vor der Spitze der Unionsfraktion präsentieren. Die Leitfrage passt zum Thema: „Wie gestalten wir die Zukunft?“
Rivalen präsentieren sich vor der Fraktionsspitze
Es könnte eine (weitere) Nervenprobe werden. Zugleich dürfte es ein Versuch sein, wieder mehr Harmonie in die Debatte und in die Union zu bringen. Aktuell ist die Stimmung bei Umfragewerten durch Corona-Zank und Masken-Affäre um die 27 Prozent alles andere als zukunftstauglich.
Dass die Kontrahenten – offiziell hat weder Laschet noch Söder seine Kandidatur angekündigt – dort ihre Entscheidung präsentieren, gilt als unwahrscheinlich.
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Der Auftritt von Laschet und Söder am Sonntag dürfte dennoch spannend werden. Floppt der Nordrhein-Westfale bei seiner Präsentation, ähnlich wie in manchen Fernsehauftritten oder überzeugt er wie mit seiner emotionalen Rede auf dem Wahlparteitag der CDU im Januar? In der Partei kommt der neue Chef zumindest gut an – selbst im Wirtschaftsflügel und im Osten, wo es vor seiner Wahl große Sympathie für Friedrich Merz gab.
CDU-Abgeordnete wünschen sich Söder als Kandidat
Doch es gibt auch andere Stimmen, gerade in der Fraktion. Laschet sei doch nur als Verlegenheitskandidat gewählt worden, heißt es da.
Gut möglich, dass in der Union viele jetzt im Umfrage-Tief die Nerven verlieren. In der Fraktion geht bei Abgeordneten die Angst um, das Mandat zu verlieren. Einige CDU-Abgeordnete aus dem Südwesten haben sich bereits für Söder ausgesprochen.
Es gibt also gute Gründe für Laschet, rasch eine Entscheidung mit Söder zu suchen. Da dem Chef der größeren Unionsschwester traditionell das Erstzugriffsrecht bei der Kanzlerkandidatur zusteht, muss er aktiv werden. Zuletzt soll es auch ein direktes Gespräch Laschet-Söder gegeben haben – und nicht nur den Austausch von SMS-Kurznachrichten. Doch bislang, so scheint es, haben beide das Thema noch umschifft. Manche sprechen schon von einer Duellsituation: Wer sich zuerst rührt, hat verloren.
Und wer sich von einer Entscheidung zwischen beiden im Wahlkampf Geschlossenheit erhofft, könnte enttäuscht werden: Sollte Söder einer Kandidatur Laschets zustimmen, könnten die Sticheleien des mächtigen Bayern dennoch weitergehen, mahnen erfahrene CDU-Strategen. So sei Söder nun einmal.