Nachsitzen wegen Corona: Schäuble will Sommerferien verkürzen
Statt Urlaub: Schüler sollen nachlernen, was in der Pandemie-Zwangspause versäumt wurde.

Sommerferien – das sind die sechs Wochen, auf die sich die Gedanken von Millionen Schülern ausrichten. Doch wenn es nach Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) geht, sollen sie angesichts der durch Corona verursachten Zwangsferien jetzt verkürzt werden.
In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ führte Schäuble gleich mehrere Gründe für die Umsetzung seiner Idee an. Der erste dürfte den Schülern weniger gefallen: „Das bietet Gelegenheit, versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen.“
Schäuble: Organisation der Ferien mit Geldeinbußen schwierig
Der zweite Grund liege im finanziellen Bereich. Millionen Deutsche sind in Kurzarbeit, das Geld wird knapp. „Ich kann die verstehen, die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen“, sagte Schäuble.
Hier lesen Sie im Newsblog die weltweiten Entwicklungen zum Coronavirus >>
Drittens sei gar nicht klar, ob übliche Urlaubsziele erreichbar seien oder durch die Reisebeschränkungen der jeweiligen Länder unmöglich gemacht werden. Die Deutschen haben auf diese unklaren Aussichten schon reagiert. Nach einer Umfrage des ARD-Deutschland-trends haben 14 Prozent der Erwachsenen ihre Sommerreise storniert, 21 Prozent ihre Buchungen verschoben. Ebenfalls 28 Prozent wollen an ihren Plänen festhalten, 31 Prozent hatten ohnehin keine Reise vor.

Die „Augsburger Allgemeine“ hatte zum Gespräch mit Schäuble eine repräsentative Umfrage beim Unternehmen Civey in Auftrag gegeben. Danach waren knapp 30 Prozent der Befragten „auf jeden Fall“ für eine Verkürzung, etwas mehr als 25 Prozent waren „eher“ dieser Meinung. Fast 16 Prozent wollten „eher nicht“, dass die Ferien kürzer werden, fast 20 Prozent wollten das auf keinen Fall.
Bundesverband der Tourismuswirtschaft zeigt sich empört
Für den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, stehen kürzere Sommerferien wegen Corona aktuell nicht zur Debatte. „Ich glaube, dass das gar nicht den großen Effekt hat.“
Empört äußerte sich der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Rabe: „Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion, die der Bundestagspräsident heraufbeschwört.“ Für die Tourismuswirtschaft würden kürzere Ferien zusätzlich zu den schon verursachten Schäden weitere, kaum verkraftbare Umsatzverluste bedeuten.