Pharmaindustrie in den Startlöchern
Nach den Impfstoffen kommt die Hoffnung auf Corona-Medikamente
Unternehmen aus der Schweiz, den USA und Großbritannien liegen noch vorne, deutsche Firmen hoffen auf ein großes Stück vom Kuchen.

Ein Fünftel! Nahezu 20 Prozent des deutschen Wirtschaftswachstums 2021 geht auf den Erfolg des Mainzer Unternehmens Biontech zurück, der mit dem US-Pharmakonzern einen Corona-Impfstoff auf den Markt gebracht hatte. Jetzt hoffen deutsche Pharma-Unternehmen darauf, neben der Konkurrenz aus der Schweiz, Großbritannien und den USA milliardenschwere Geschäfte mit Medikamenten zu machen, die Covid-19 heilen.
Pfizer stellt Paxlovid gegen schwere Covid-Verläufe hauptsächlich in Freiburg her. Das Mittel eigne sich für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten, heißt es. Die US-Arzneimittelbehörde hat schon eine Notfallzulassung erteilt, in der EU läuft die Prüfung noch. In Freiburg, wo 1700 Menschen für Pfizer arbeiten, wird das Tablettenmaterial mit dem zugelieferten Wirkstoff gemischt, gepresst und beschichtet. Zudem wird mit der Verpackung begonnen. Der Pharmariese geht davon aus, 2022 weltweit mindestens 120 Millionen Einheiten fertigzustellen - davon rund 30 Millionen in der ersten Jahreshälfte. „Wir sind dabei, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen und die Produktion weiter hochzufahren“, kündigte Pfizer an.
Die Bundesregierung hat bereits eine Million Packungen Paxlovid bestellt. Mit ersten Lieferungen rechnet Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) noch im Januar.
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Eine weitere Arznei ist Roactemra vom Schweizer Konzern Roche. Sie wird gegen eine überschießende körpereigene Immunabwehr bei stark fortgeschrittenen Corona-Erkrankungen verabreicht. Das in der EU zugelassene Mittel wird unter anderem in Mannheim verpackt und abgefüllt. Dort und im bayerischen Penzberg arbeiten mehr als 1000 Beschäftigte in der Abfüllung für die Welt.
Gegen Corona-Erkrankungen im frühen Stadium lassen sich außerdem Antikörper einsetzen. Roche bietet etwa das Präparat Ronapreve mit Antikörpern an. Die werden in den USA produziert, im südbadischen Grenzach ist die Qualitätssicherung und Freigabe der Chargen für Europa angesiedelt.
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Medikamente sind im Vergleich zu Impfungen teurer und in der Anwendung oft komplizierter. „Der große ‚Gamechanger‘ sind sicherlich die Impfstoffe, nicht die Therapeutika“, sagt der Münchner Infektiologe Christoph Spinner. Therapeutika seien jedoch eine wichtige Ergänzung für „Menschen, die beispielsweise wegen einer chronischen Erkrankung nicht geimpft werden und damit keinen vergleichbaren Immunschutz aufbauen können“.
Bei der Behandlung von Covid-Patienten kommt auch Dexamethason zum Einsatz, das Merck als Fortecortin vermarktet. Das patentfreie Mittel, seit langem in mehreren Anwendungsgebieten zugelassen, hilft bei der Sauerstoffgabe oder künstlichen Beatmung Corona-Kranker. In Darmstadt stellt Merck aus dem aktiven Wirkstoff alle flüssigen, injizierbaren Formen her. Das Dax-Unternehmen hat Zulassungen bei Covid-19-Indikation unter anderem für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Tschechien.
37 Präparate gegen Covid-19 in Deutschland in der Entwicklung
Auch deutsche Firmen forschen an Corona-Arzneien. Laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) sind 37 Präparate in der Entwicklung. Zugelassen ist aber noch keines. „Die Produktion von Corona-Impfstoffen ist in Deutschland in kurzer Zeit gewachsen und hat die Bedeutung des Pharmastandorts gesteigert“, so Rolf Hömke vom vfa. Getrieben von der Impfstoffnachfrage soll der Umsatz der Branche Schätzungen zufolge 2022 um 8 Prozent zulegen. Deutschland sei stark in komplexen Produktionsprozessen. „Bei Corona-Therapeutika ist die Chance ebenfalls da, dass die Produktion ausgeweitet wird.“