Im Juli 2016 raste ein Islamist an der Strandpromenade von Nizza in eine Menschenmenge, 86 Menschen starben.
Im Juli 2016 raste ein Islamist an der Strandpromenade von Nizza in eine Menschenmenge, 86 Menschen starben. dpa/Andreas Geber

Mit einem tonnenschweren Lkw raste ein Attentäter 2016 in eine ausgelassene Menge auf Nizzas Strandpromenade. 86 Menschen starben, darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin. Am Montag beginnt in Paris der Prozess gegen sieben Männer und eine Frau, die den Täter unterstützt haben sollen.

Dieser Gerichtsprozess bringe „Wochen, die fürchterlich schmerzhaft werden für viele, aber hoffentlich auch befreiend“, sagte Bürgermeister Christian Estrosi beim Gedenken am 14. Juli. „Für uns, die Opfer, wird das Urteil dieses Prozesses nicht die Wunden unserer Herzen schließen.“ Er sagte auch: „Wir vergessen nicht, und wir vergessen niemals nichts.“

Prozess gegen acht mutmaßliche Helfer des Nizza-Terroristen

Der „Engel der Bucht“ heißt die Aluminium-Skulptur an der Strandpromenade, in das 86 Namen eingraviert sind. Es sind die Opfer des verheerenden Terror-Anschlags vom Juli 2016, als ein Attentäter am Abend des französischen Nationalfeiertags mit einem Laster in eine riesige Menschenmenge auf Nizzas Flaniermeile raste. Über 200 Menschen wurden verletzt.

Das Kunstwerk „Engel der Bucht“ erinnert an der Strandpromenade von Nizza an das Attentat.
Das Kunstwerk „Engel der Bucht“ erinnert an der Strandpromenade von Nizza an das Attentat. dpa/Stadt Nizza/Ville de Nice

Der 31 Jahre alte Fahrer Mohamed Lahouaiej Bouhlel war damals noch vor Ort von Sicherheitskräften erschossen worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat später für sich. Die Angeklagten sind im Alter zwischen 27 und 48 Jahren – drei von ihnen müssen sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten.

Gegen einen wird in Abwesenheit verhandelt, er soll sich nach Tunesien abgesetzt haben, dort aber in Haft sitzen. Den Angeklagten drohen Haftstrafen zwischen fünf Jahren und lebenslänglich. Der Anschlag in Nizza war der zweitschlimmste einer Serie islamistischer Attacken, die Frankreich vor einigen Jahren erschütterten.

Der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel wurde am Tatort von der Polizei erschossen.
Der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel wurde am Tatort von der Polizei erschossen. dpa

Prozess reißt schwer verheilte Wunden auf

Der Prozess wird im von Terror traumatisierten Frankreich schwer verheilte Wunden wieder aufreißen. Gerade erst hat das Land einen Mammutprozess bewältigt, der die Anschläge vom November 2015 in Paris mit 130 Toten aufgearbeitet hat. Für den Nizza-Prozess, der bis zum 16. Dezember laufen soll, wird erneut der eigens für den Prozess hergerichtete große Verhandlungssaal im Pariser Justizpalast genutzt. Wie im Vorgänger-Prozess wird den Aussagen der Opfer und Angehörigen von Nizza breiter Raum gegeben, mehrere Wochen sind dafür eingeplant.

Mutter der getöteten Lehrerin aus Berlin hofft auf Strafe für die Angeklagten

Die Mutter eines der deutschen Opfer hofft auf Strafen für die Angeklagten. „Das kann meine Tochter nicht lebendig machen, aber ich will, dass sie bestraft werden“, sagte Barbara Bielfeldt der Nachrichtenagentur AFP.

Bielfeldts Tochter, die 28-jährige Lehrerin Saskia S., war auf Klassenfahrt in Nizza gewesen, als der dschihadistisch motivierte Täter mit einem Lastwagen in die Menschenmenge fuhr. Die junge Frau und zwei ihrer Schülerinnen der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in Berlin-Charlottenburg wurden getötet.

Barbara Bielfeldt war damals auf eigene Faust nach Nizza gereist, um nach ihrer Tochter zu suchen – es dauerte unerträglich lange, bis sie eine offizielle Bestätigung des Todes ihrer Tochter bekam. „Man hat mir eine Tüte mit ihrem Schmuck gezeigt, mit ihrem kleinen Schutzengel“, sagt sie. „Da brauchten sie mir nichts mehr zu sagen.“

28 Jugendliche des Abitur-Jahrgangs der Schule waren damals auf einer Klassenfahrt an der Côte d’Azur und standen auf der Promenade des Anglais, als es zu dem Anschlag kam. Ein Gedenkstein erinnert an der Schule an das fürchterliche Geschehen.