Mundschutz im Klassenraum: ja oder nein? So erbittert wird jetzt über die Maskenpflicht an Schulen gezofft!
Während immer mehr Bundesländer die Maske für Schüler abschaffen, verschärft sich der Streit zwischen Ärzten und Virologen.

Im Saarland muss seit Freitag generell keine Maske mehr in der Schule getragen werden. An Berliner Schulen wird ab Montag die Maskenpflicht bis zur einschließlich sechsten Klasse aufgehoben, in Bayern soll sie ab nächster Woche grundsätzlich im Unterricht wegfallen. Auch andere Länder wie Baden-Württemberg und Sachsen wollen den Mundschutz an Schulen abschaffen.
Doch je mehr Bundesländer sich einreihen, umso erbitterter tobt der Streit, ob dies tatsächlich zum Herbst und Winter die schlaueste Idee ist im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Zumal wieder steigende Infektionszahlen registriert werden.
Am Samstagmorgen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts den vierten Tag in Folge leicht an auf 64,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche. Am Vortag lag der Wert bei 64,3.
Virologin: Aufhebung der Maskenpflicht „ziemlich dumm“
Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hält deshalb die Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen für verfrüht. „Wenn man etwas abschaffen möchte, dessen Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist und das fast nichts kostet, kann man das machen. Die Frage ist nur, ob es klug ist“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Samstag). „Bei der hohen Anzahl an Nicht-Geimpften, und hierzu zählen die Kinder, halte ich diese Entscheidung für verfrüht - und ehrlich gesagt auch für ziemlich dumm.“
Auch der Deutsche Lehrerverband bewertete das Vorgehen skeptisch, die Bildungsgewerkschaft VBE rief ebenfalls zur Vorsicht auf. Das Coronavirus geht nach RKI-Daten besonders stark bei Kindern ab dem Vorschulalter und Jugendlichen bis 19 Jahren um.
Wie gefährlich ist Corona für Kinder?
Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird schon seit langem kontrovers diskutiert. Befürworter strengerer Sicherheitsmaßnahmen an Schulen argumentieren, dass auch Kinder schwer erkranken könnten, und weisen auf mögliche Langzeitfolgen (Long Covid) hin.
Kinder- und Jugendmediziner hatten Anfang September dagegen in einem offenen Brief für weniger strenge Maßnahmen geworben: Es sei wissenschaftlicher Konsens, dass Kinder und Jugendliche selbst nur in seltenen Fällen schwer erkranken und in der Regel schnell genesen würden.
Deshalb plädiert auch der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, für die Aufhebung der Maskenpflicht. „Ich halte eine generelle Fortsetzung einer Maskenpflicht in Schulen für unangemessen“, sagte Fischbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Kinderärzte für Aufhebung der Maskenpflicht
Er sehe keinen Grund, warum Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene. Die Entscheidung müsse sich jeweils an den Inzidenzwerten und am Lebensalter der Kinder ausrichten. Es könne nicht sein, dass den Jüngsten das Maskentragen „weiterhin von der Gesellschaft zugemutet wird, um auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die sich einer Impfung verweigern“.
Ärztepräsident Reinhardt sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag): „Es ist völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen können.“ Allerdings gelten in der Gastronomie vielerorts strengere Abstands- und Testregelungen als in den Schulen.