Der ganz tiefe Griff in die Geschichte: Außenminister Lawrow mit einer neuen Büste Alexander Newskis in seinem Ministerium. Der Fürst von Nowgorod hatte im 13. Jahrhundert Schweden und den Deutschen Orden besiegt.
Der ganz tiefe Griff in die Geschichte: Außenminister Lawrow mit einer neuen Büste Alexander Newskis in seinem Ministerium. Der Fürst von Nowgorod hatte im 13. Jahrhundert Schweden und den Deutschen Orden besiegt. imago/Grigory Sysoev

Man kann irre werden an der Moskauer Politik. Außenminister Sergej Lawrow enthüllt in seinem Ministerium die Büste eines mittelalterlichen russischen Helden, als könne Alexander Newski die Lage nach dem jüngsten militärischen Debakel Russlands retten. Zugleich nimmt er das Wort Verhandlungen in den Mund. Ex-Präsident Dmitri Medwedew auch. Allerdings verbunden mit wüsten Drohungen, Russland werde eine „bedingungslose Kapitulation“ verlangen, wenn Kiew nicht auf russische  Bedingungen für Verhandlungen eingehe.

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Kiew glaubt nicht an ernsthaften Moskauer Verhandlungswillen

Die ukrainische Führung hat nun gar keine Lust auf Verhandlungen, weil sie auf dem Schlachtfeld vorankommt und zu Recht annimmt, Moskau meine es nicht ernst.

Offenbar weiß der Kreml nicht so recht, wie er nach der Flucht großer Truppenteile weiter vorgehen soll. Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte zwar, die „militärische Spezial-Operation“ werde fortgesetzt. Ob allerdings sein Chef noch Vertrauen in die immer wieder versagende Militärführung habe, beantwortete er nicht.

Die ewig gleiche Leier aus Moskau

Auch Putins Reaktion auf das Fiasko blieb im Dunkeln, während sein Botschafter in Berlin die uralte Platte auflegte, Deutschland dürfe der Ukraine nicht helfen, weil es einst die UdSSR angegriffen hatte. Zu der die Ukraine gehörte.

Faktisch reagiert hat Russland mit einer erbärmlichen Antwort: Rache an wehrlosen Zivilisten. Seine Truppen schossen weite Teile der Ukraine, deren Bevölkerung sich laut Putin nicht von der Russlands unterscheide, mit Raketen in eine stromlose Dunkelheit. Nach der Vernichtung von angeblich zu befreienden Städten ist damit das Moskauer Gegreine, man müsse doch die Menschen im Donbass vor dem Kiewer „Regime“ schützen, erneut als Farce enttarnt.