Hass-Post : Morddrohungen gegen Drosten und Lauterbach
Die Corona-Experten bekamen jeweils einen mysteriösen Umschlag zugestellt

Zwei führende Corona-Experten in Deutschland werden bedroht. Der Berliner Virologe Christian Drosten (48) und der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (57) bekommen anonyme Hass-Post – bis hin zu Morddrohungen. Unbekannte schickten ihnen Pakete mit Fläschchen, die eine Flüssigkeit enthalten, und beigefügte Zettel mit der Aufschrift „Trink das – dann wirst du immun“. Der Vorfall regte den Schauspieler Til Schweiger (56) zu einem bösartigen Kommentar an.
Die Corona-Experten Lauterbach und Drosten machten die Drohungen auf Twitter publik. Lauterbach postete das Foto eines aufgerissenen Umschlags mit seiner Bundestagsanschrift. Zu sehen sind auch das Fläschchen, das einen positiven Corona-Test darstellen soll, und der beigelegte Hass-Zettel. Nur eine Stunde nach Lauterbachs Tweet meldete sich Charité-Virologe Drosten zu Wort. Er teilte Lauterbachs Foto und schrieb: „Dasselbe Paket habe ich heute auch bekommen.“
Todesdrohung per Postkarte
Lauterbach sagte dem Portal t-online.de, dass er in der Corona-Krise schon häufiger anonym angefeindet wurde. Eine von zwei expliziten Morddrohungen sei „eine Art Postkarte, auf der ein Kreuz abgebildet ist mit meinem Namen eingraviert“. In Schreibmaschinenschrift stehe dort, dass er an seine Familie denken solle. Lauterbach übergab beide Todesdrohungen dem Staatsschutz. Die Behörde ermittelt nun.
Ins Visier der Täter gerieten Lauterbach und Drosten offenbar, weil sie sich gegen zu schnelle Corona-Lockerungen ausgesprochen hatten. Damit lösten sie in den sozialen Netzwerken Wut und Kritik aus.
Lauterbach kritisiert Internet-Hetze
Lauterbach wendet sich nun auf Twitter direkt an die Verbreiter von Hass-Botschaften: Wer noch „Restbestand von Charakter“ besitze, solle die Hetze im Netz „gegen Virologen, Epidemiologen oder Politiker einstellen“. Die Aufwiegelung könne sonst Leute animieren, „die unberechenbar sind“. Lauterbach beendet den Tweet mit den mahnenden Worten: „Denkt an unsere Familien.“
Diese Botschaft ist bei Schauspieler Til Schweiger nicht angekommen. Er schreibt auf Instagram: „Herr Drosten und Herr Lauterbach, take a Chill-Pill“. Er habe früher schon selbst Morddrohungen erhalten: „Also heult jetzt nicht rum – hab ich auch nicht getan!“ (mit dpa, AFP)