Ab 1. Oktober wird eine Gasumlage für Kunden fällig, für Familien drohen bis 1200 Euro Mehrkosten.
Ab 1. Oktober wird eine Gasumlage für Kunden fällig, für Familien drohen bis 1200 Euro Mehrkosten. dpa/Hauke-Christian Dittrich

Montag ist der Tag der Wahrheit für Millionen von Gaskunden in Deutschland. Dann nämlich soll die Höhe der Gasumlage zur Rettung systemrelevanter Gasimporteure ab 1. Oktober bekannt gegeben werden. Verbraucher müssen mit erheblichen Mehrkosten rechnen. Doch wie hoch wird die Umlage? Wann kommt sie an? Viele Fragen sind noch offen:

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Wie hoch wird die Umlage?

Die genaue Höhe der Umlage berechnet der sogenannte Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber. Sie soll am Montag mitgeteilt werden. Das Wirtschaftsministerium ging zuletzt von einer Spanne von 1,5 bis 5 Cent je Kilowattstunde aus. Die Umlage müssen alle Gasverbraucher, Firmen wie Privathaushalte, zahlen.

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Das Vergleichsportal Verivox errechnete für diese Spanne für einen Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden Mehrkosten zwischen 89 und 298 Euro. Ein typischer Pärchenhaushalt würde demnach mit 214 bis 714 Euro belastet, eine Familie im Einfamilienhaus (20.000 Kilowattstunden Verbrauch) mit 357 bis 1190 Euro. Darin ist die Mehrwertsteuer enthalten.

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Wann kommt die Umlage bei den Verbrauchern an?

Die Umlage gilt ab Anfang Oktober – sie werde aber nicht unmittelbar auf den Rechnungen sichtbar werden, sondern mit etwas Zeitverzug, so das Wirtschaftsministerium. Es gebe aus Verbraucherschutzgründen Ankündigungsfristen im Energiewirtschaftsgesetz von vier bis sechs Wochen, die eingehalten werden müssten. Daher werde die Umlage wahrscheinlich erstmals im November/Dezember auf den Rechnungen ausgewiesen werden. Die Umlage wird laut Ministerium monatlich abgerechnet und kann alle drei Monate angepasst werden. Sollte Russland seine vertraglich zugesicherten Mengen wieder vollumfänglich erfüllen, werde die Preisanpassung auf null gesetzt.

Warum ist die Umlage überhaupt nötig?

Gasimporteure haben Lieferpflichten gegenüber ihren Kunden, vor allem gegenüber Stadtwerken. Die Importeure können diesen Lieferpflichten nur gerecht werden, indem sie die ausgefallenen Mengen aus Russland durch den Kauf deutlich teurerer Mengen über andere Wege ersetzen. Bisher können diese Mehrkosten nicht weitergegeben werden. So entstanden bei Importeuren erhebliche Verluste, der Fortbestand der Unternehmen kann gefährdet werden. Dies soll durch die Umlage abgewendet werden, die die Mehrkosten an die Kunden weitergibt.

Welche offenen Fragen gibt es?

Ein Problem ist, wie mit Kunden mit Festverträgen umgegangen wird. Aus dem Ministerium hieß es bisher nur, dies werde geprüft. In einem Brief an Habeck warnten der BDEW und der Verband kommunaler Unternehmen, eine Preisanpassung gegenüber Kunden mit Verträgen ohne Anpassungsmöglichkeit könne bis zum 1. Oktober nicht durchgesetzt werden. Das betreffe durchschnittlich rund 25 Prozent der Haushaltskunden und des Kleingewerbes, bei einigen Versorgern sogar deutlich mehr.

Welche staatliche Umlage kommt noch?

Neben der Beschaffungsumlage kommt im Herbst noch eine Gasspeicherumlage. Das Wirtschaftsministerium rechnet aber nicht mit relevanten Mehrkosten für die Verbraucher.

Inwiefern plant die Bundesregierung zusätzliche Entlastungen?

Kanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigte mehrfach, die Regierung werde die Bürger nicht alleine lassen. So soll es zu Beginn 2023 eine deutliche Ausweitung des Wohngelds geben, auch ein dauerhafter Heizkostenzuschuss für einkommensschwache Haushalte ist geplant. Finanzminister Christian Lindner (FDP) plant steuerliche Entlastungen, sein Konzept aber ist in der Koalition umstritten. Teile der SPD und der Grüne nennen sie sozial unausgewogen.