Die Experten übergaben Bauministerin Klara Geywitz (SPD, M.) ihr Frühjahrsgutachten – mit dramatischem Inhalt.
Die Experten übergaben Bauministerin Klara Geywitz (SPD, M.) ihr Frühjahrsgutachten – mit dramatischem Inhalt. Political-Moments/imago

Hohe Mieten und Kaufpreise und schlicht zu wenig Angebot: Die Immobilienwirtschaft hat in der Wohnungskrise Alarm geschlagen. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) prognostiziert in seinem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung, dass durch Probleme wie „exorbitante Kostensteigerungen“ bis 2025 eine Neubaulücke von bundesweit rund 700.000 Wohnungen entstehen wird. „Dann hätten rund 1,4 Millionen Menschen keine Wohnung mehr“, so ZIA-Präsident Andreas Mattner, „das entspräche fast dem Wohnungsbestand des Saarlandes und Bremen zusammengenommen.“

Dramatischste Wohnungskrise seit 20 Jahren

Der Mangel an Wohnraum in Deutschland erreicht mittlerweile den höchsten Stand seit 20 Jahren. Allein durch Ukraine-Geflüchtete stieg die Nachfrage nach Wohnungen hierzulande um rund 200.000. Im vergangenen Jahr zogen auch deshalb sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise für Wohnungen deutlich an. Die Mieten für den Bestand erreichten zum Jahresende durchschnittlich 9,10 Euro pro Quadratmeter und Monat – ein Anstieg im Jahresvergleich um 5,2 Prozent und ein deutlicheres Plus als in den Jahren zuvor.

Die Baukosten steigen, Immobilienpreise fallen – der Wohnungsbau ist so unattraktiv für Investoren wie lange nicht.
Die Baukosten steigen, Immobilienpreise fallen – der Wohnungsbau ist so unattraktiv für Investoren wie lange nicht. Bernd Weißbrod/dpa

Mattner: „Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir ein Wohnungs-Debakel in 2025 nicht mehr abwenden können. Hier ist es nicht mehr fünf nach zwölf, sondern Viertel nach drei, und es wird um sechs ein unangenehmes Erwachen geben.“

Wohnungsbau so unattraktiv wie nie

Hintergrund der Misere: Bauinvestitionen sind in vielen Bereichen unattraktiv wie seit vielen Jahren nicht. Drastische Steigerungen bei den Baupreisen und den Zinsen ließen in den zurückliegenden Monaten Projektkalkulationen oft regelrecht zerbröseln. „Vielen Projektentwicklern und Wohnungsunternehmen fehlen die Anreize zu bauen, weil zum einen die Aussicht auf sinkende Immobilienpreise bei gleichzeitig steigenden Baukosten und teuren (Zwischen-)Finanzierungen riskant ist“, analysiert der Chef der sogenannten Immobilienweisen, der Ökonom Lars Feld, die Lage. „Zum anderen ist die Toleranz für höhere Mieten angesichts der hohen Inflation und niedriger Realeinkommen gering, und das schmälert die Mietenrenditen bei gleichzeitig steigenden Zinsen.“

Der prognostizierte Mangel an Wohnungen wird sich den Fachleuten zufolge nicht schnell beheben lassen – schließlich dauert es, bis ein Bau genehmigt und fertiggestellt ist. Selbst wenn ein „Super-Turbo für Wohnungen“ erfunden würde, seien die benötigten neuen Wohnungen nicht 2025 fertig, sagte ZIA-Präsident Mattner an Bauministerin Klara Geywitz (SPD) gewandt.

Die Linken-Politikerin Caren Lay forderte, den öffentlichen Wohnungsbau zu stärken. „Der Bund muss jetzt endlich mehr selbst bauen und die Wohnungsförderung auf kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbau ausrichten, damit am Ende auch bezahlbare Wohnungen entstehen“, erklärte sie.