Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist nach Angaben russischer Agenturen tot. Hier ist er auf einem Foto aus dem Jahr 1990 zu sehen. 
Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist nach Angaben russischer Agenturen tot. Hier ist er auf einem Foto aus dem Jahr 1990 zu sehen.  AP/David Longstreath

Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist nach Angaben russischer Agenturen tot. "Heute Abend ist Michail Sergejewitsch Gorbatschow nach langer schwerer Krankheit gestorben", teilte das der russischen Präsidentschaft unterstellte Zentralkrankenhaus am Dienstag mit, wie mehrere russische Nachrichtenagenturen meldeten. Gorbatschow wurde 91 Jahre alt. 

Gorbatschow war einer der Väter der deutschen Einheit

Der weltweit geschätzte Politiker galt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Besonders die Ostdeutschen verehren „Gorbi“, wie sie ihn nennen, bis heute als Staatsmann, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte.

Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow (l) wurde  nach seiner Ankunft zu den Feierlichkeiten zum 40jährigen Staatsjubiläum der  DDR am 6. Oktober 1989 in Ost-Berlin von dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker mit dem traditionellen Bruderkuss willkommen geheißen. 
Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow (l) wurde  nach seiner Ankunft zu den Feierlichkeiten zum 40jährigen Staatsjubiläum der DDR am 6. Oktober 1989 in Ost-Berlin von dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker mit dem traditionellen Bruderkuss willkommen geheißen.  dpa/Wolfgang Kumm 

In den 1980er Jahren hatte die Sowjetunion unter Gorbatschows Führung mit den USA wegweisende Verträge zur atomaren Abrüstung und Rüstungskontrolle geschlossen. In seiner Heimat hatte Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) einen beispiellosen Reformprozess eingeleitet. Das brachte den Menschen in dem totalitären System bis dahin nie da gewesene Freiheiten.

Der Friedensnobelpreis für Gorbatschow

1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umbrüchen in allen Republiken des Sowjetstaates und letztlich zu einem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. 

Ein Großteil der russischen Bevölkerung sah den früheren Partei- und Staatschef stets als Totengräber der Sowjetunion - und als einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat als Präsident der Sowjetunion 1991 zurück, bevor sich der Staat wenig später selbst auflöste. Der neue starke Mann in Moskau wurde damals der russische Präsident Boris Jelzin (1931-2007).

Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow sich um seine eigene politische Stiftung in Moskau verdient gemacht. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands an den Westen ein.

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Gorbatschow beklagte neue  Feindbilder gegen Russland 

Gorbatschow schrieb zahlreiche Bücher – zuletzt unter anderem auch über seine Enttäuschung von den Deutschen und dem Westen. Konkret beklagte er dabei, dass neue Feindbilder gegen Russland gezeichnet würden. Zu den Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 war er aus Gesundheitsgründen nicht gereist. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden.

Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, starb nach langer schwerer Krankheit (Archivfoto).  
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, starb nach langer schwerer Krankheit (Archivfoto).   dpa/Jörg Carstensen

Der Politiker war Miteigentümer der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hatte in den vergangenen Jahren Kremlchef Wladimir Putin mehrfach aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken.

Der Staatsmann wird in Moskau auf dem Neujungfrauenfriedhof für Prominente beerdigt - neben seiner Frau 1999 gestorbenen Frau Raissa.