Merkel ist nicht an allem schuld
Warum der Bundestag bei Corona mehr mitreden sollte

Angela Merkel ist nicht besonders groß gewachsen. Aber mindestens die halbe Republik glaubt, sie trage das Himmelsgewölbe auf ihren Schultern wie der sagenhafte Riese Atlas. Deshalb wird auch gern der Weltuntergang ausgerufen, wenn sie etwas falsch macht (was angesichts der Corona-Entwicklung bei der Osterruhe gar nicht ausgemacht ist).
In Deutschland gibt es Bürgermeister, Landräte, Länder-Minister und -Regierungschefs, Bundesminister und unzählige Behörden, aber wenn etwas schief geht, gellt es durchs Land: MERKEL!
Sie scheint diese Rolle hingenommen zu haben und wird sich ihren Teil gedacht haben, als etliche Ministerpräsidenten zugaben, an der schlecht vorbereiteten Osterruhe-Planung beteiligt gewesen zu sein, statt sich wie üblich hinter „Mutti“ zu verstecken. Allerdings erst nachher.
Es ist deshalb schlau, dem Vorschlag unter anderem der Grünen zu folgen, den Bundestag in die Corona-Entscheidungen unmittelbar einzubeziehen. Bei dort öffentlich geführten Debatten würde sich zeigen, wie vertrackt die Entscheidungsfindungen in der Pandemie sind, und was die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten in ihren Video-Konferenzen alles bedenken müssen.
Das Publikum hätte live die Chance, sich bewusst zu werden, dass bei Corona-Entscheidungen nicht zwei, drei oder vier Interessenlagen zu berücksichtigen oder zu verwerfen sind, sondern Hunderte. Was dazu dienen würde, die weit verbreitete Besserwisserei in Deutschland ein bisschen einzudämmen.
Ein erster Schritt wäre aber für Merkel und die Länderchefs viel einfacher zu haben: Gemeinsames Frühstück, um 9 Uhr mit der Beratung anfangen, und für jede Viertelstunde über 18 Uhr hinaus spendet jeder privat 100 Euro. Niemand will, dass Übermüdung und nachlassende Konzentration in der Nacht zu Fehlern führen.