Flugausfälle in der Corona-Krise

Lufthansa-Kunden warten ewig auf ihr Geld

Millionen Passagiere fordern Erstattungen für abgesagte Flüge. Die Airline wird noch Wochen dafür brauchen.

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Viele Lufthansa-Kunden warten seit Wochen und Monaten auf die Rückerstattung ihrer Flugtickets.
Viele Lufthansa-Kunden warten seit Wochen und Monaten auf die Rückerstattung ihrer Flugtickets.Foto: Imago Images/Rene Traut

Zwei Millionen Kunden wollen Geld von der Lufthansa zurück. Viele hatten Flüge gebucht, die in der Corona-Krise nicht stattfinden konnten. Nun kämpft Deutschlands größte Fluggesellschaft heftig mit der Bewältigung der Antragsflut - und kommt dabei in erheblichen Zeitverzug. Es werde noch Wochen dauern, alles abzuarbeiten.  

Eigentlich müssen Fluggesellschaften den Ticketpreis innerhalb von sieben Tagen erstatten. Doch die erzwungene Massen-Stornierung von Flügen in der Corona-Krise stellt die Lufthansa vor Probleme. Der wirtschaftlich ohnehin schwer angeschlagene Konzern kommt mit der Rückzahlung der Ticketgebühren nicht nach. Man werde „noch vier bis sechs Wochen“ brauchen, um die Erstattungen für bis Ende Juni gebuchte Flüge auszuzahlen.

Hintergrund: Als Folge der Pandemie-Krise war der Luftverkehr Mitte März fast vollständig zusammengebrochen, Tausende Flüge mussten storniert werden. Lufthansa und andere Airlines wollten es sich in der Folge leicht machen - und ihre betroffenen Kunden mit Gutscheinen abfinden. Doch dieser Plan scheiterte an der EU-Kommission.

Sechs Wochen waren es auch im Juni

Lufthansa-Chef Carsten Spohr versprach, den Erstattungsstau rasch aufzulösen. Schon Mitte Juni hieß es, das Ganze dauere sechs Wochen. Doch auf diese Worte folgten wenig Taten, und das bemerkten die Kunden. Laut „Spiegel Online“ war die Hotline zeitweise nur selten zu erreichen. Antworten auf E-Mails blieben aus. 

„Bis heute haben wir bereits etwa 1,4 Milliarden Euro ausgezahlt“, sagt nun Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister in der „FAZ“. Man wolle die Ticket-Erstattung beschleunigen. Innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage würden die automatisierten Prozesse wieder eingeschaltet. Dann könnten hohe dreistellige Millionenbeträge im Monat fließen.

Insgesamt seien bei dem Konzern mehr als zwei Millionen Erstattungsanfragen eingegangen, so der Lufthansa-Vorstand. Die Zahl sei durch die Einführung eines neuen Flugplans zum 29. Juni noch einmal gestiegen.  Mit Stand Ende Juni war erst die Hälfte der fälligen Erstattungen ausgezahlt worden.

Die Ankündigung, künftig schneller zu arbeiten, ist offenbar eine Reaktion auf massiven Druck von Online-Reiseunternehmen. Der Interessenverband „Internet Reisevertrieb“ hatte vorige Woche gefordert, nach der Rettung der kriselnden Lufthansa durch den Staat die Airline ihre Kunden umgehend auszahlen. 

Lufthansa hält viele Forderungen für unberechtigt

Gleichwohl können nicht alle Antragsteller auf eine Erstattung hoffen. Die Lufthansa hält viele Forderungen für unberechtigt: „Ohne Einzelprüfung hätten wir bis heute einen dreistelligen Millionenbetrag für Tickets ausgezahlt, für die es keinen Erstattungsanspruch gab“, sagt Vorstand Hohmeister. Ab Mitte März und im April hätten viele Kunden ihren Flug nicht antreten wollen, obwohl die Lufthansa geflogen sei. Im März seien es 30 bis 40 Prozent der Kunden gewesen, im April 65 Prozent. Aktuell seien es sechs bis acht Prozent, in „normalen“ Zeiten zwei Prozent.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will nun am Donnerstag mit Branchenvertretern über die angespannte Lage der Fluggesellschaften in der Corona-Krise beraten. Die Luftfahrt zählt zu den Wirtschaftszweigen, die von den massiven Einschränkungen in der Pandemie-Krise am härtesten getroffen sind. Im Juni musste die Lufthansa teilverstaatlicht und mit einem Milliarden-Hilfspaket vor der Insolvenz gerettet werden. Zuvor hatte der entscheidende Großaktionär Heinz Hermann Thiele lange gezögert, dem Rettungsplan zuzustimmen. (mit dpa)