Weniger schuften, mehr Freizeit
Linkspartei fordert die 30-Stunden-Woche
Die Digitalisierung mache die Wirtschaft so produktiv, dass auf etliche Arbeitsstunden verzichtet werden könne.

Gerade erst forderte die IG Metall die Vier-Tage-Woche in Branchen wie der Autoindustrie. Jetzt legen Spitzen-Politiker der Linkspartei nach – mit der Forderung einer 30-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer. Begründet wird der Vorstoß mit der Digitalisierung der Wirtschaft. Weil immer mehr Arbeit von Computern erledigt wird, könnten die Menschen weniger schuften.
Viele Beschäftigte haben das Gefühl, dass 40 oder mehr Arbeitsstunden einfach zu viel sind. Ein Job mit ständiger Erreichbarkeit, dazu Haushalt, Kinder und vielleicht noch pflegebedürftige Eltern: Wie soll man das alles schaffen? „Wir brauchen eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche in Vollzeit“, heißt es nun in einem Positionspapier der Linken-Politiker Katja Kipping, Martin Schirdewan und Katalin Gennburg.
Mehr Zeit für Familie, Weiterbildung und Muße
Die Grundannahme: Die neuen digitalen Technologien können menschliche Arbeit erleichtern, teils sogar ersetzen, und sie führen zu einer höheren Arbeitsproduktivität. Diese Fortschritte sollten genutzt werden, so die Linken-Politiker, um allen Arbeitnehmern mehr freie, sinnvoll nutzbare Zeit zu verschaffen. Konkret gehe es um „ausreichend Zeit für Familie und Sorgearbeit, für politische Einmischung, persönliche Weiterbildung und Muße“.
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Bisher führe die Digitalisierung in vielen Unternehmen zwar „zur Verdichtung von Arbeit, zur Erhöhung des Stresses, zu verstärkten Kontrolle durch das Management“. Aber das müsse bei genauem Hinsehen nicht so sein. Es komme darauf an, die Arbeit sinnvoll auf alle Schultern zu verteilen – damit jeder unterm Strich nur noch 30 Stunden pro Woche arbeiten muss. Damit geht der Linken-Vorschlag wesentlich weiter als die Forderung der IG Metall, die Arbeitszeit in bestimmten Branchen zu verkürzen, um dort einen Stellenabbau zu verhindern.
Experten sehen 30-Stunden-Forderung kritisch
Doch ist die Einführung einer 30-Stunden-Woche realistisch? Viele Experten glauben, dass die Digitalisierung die Arbeit nur verändert, aber nicht automatisch so produktiv macht, dass auf etliche Arbeitsstunden verzichten werden kann. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht es so: Zunächst müsse die Wirtschaft massiv in Qualifizierung investieren, um die Menschen fit für die digitale Arbeitswelt zu machen und so Produktivitätszuwächse zu erreichen. Erst danach könne man über eine Verkürzung der Arbeitszeit nachdenken.
Und was wollen die Arbeitnehmer? Bei einer aktuellen Umfrage, die in Österreich durchgeführt wurde, sagten 49 Prozent der Befragten, dass 30 Stunden die ideale Wochenarbeitszeit wären. Nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent) würde an einer Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche nichts ändern. (mit dpa)