Der klare KURIER-Kommentar

Lauterbach fordert Rauchverbot im Auto: Dieser Schritt war längst überfällig!

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Rauchern die Kippe verbieten, wenn Kinder oder Schwangere im Auto sitzen. Viele Raucher wird das aufregen - aber trotzdem ist es nötig.

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Viele Autofahrer greifen gern mal zur Kippe. Damit soll nun Schluss sein – zumindest dann, wenn Kinder und Schwangere im Wagen sitzen.
Viele Autofahrer greifen gern mal zur Kippe. Damit soll nun Schluss sein – zumindest dann, wenn Kinder und Schwangere im Wagen sitzen.Peter Steffen/dpa

Für viele Autofahrer, die sich am Steuer gern mal eine Kippe anzünden, dürfte dieser Vorstoß von Karl Lauterbach alles andere als angenehm sein: Der Gesundheitsminister plant ein Rauchverbot im Auto, wenn auch Minderjährige und Schwangere im Wagen sitzen. Lauterbach twitterte am Freitag, Kinder und Schwangere bräuchten einen besseren Schutz. Ein Rauchverbot im Auto, wenn sie mitführen, „ist ein Muss“.

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Ich kann mir das Gebrüll, das sich an einigen Stammtischen ergeben dürfte, schon vorstellen: Die Politiker wollen einem heute alles verbieten! Was geht die das denn an, wenn ich in meinem Auto rauche? Lauterbach bedroht unsere Freiheit! Die Aufregung der Raucher wird kommen – und obwohl ich jahrelang selbst zur Kippe griff, halte ich diesen Schritt für mehr als überfällig.

Rauchen oder nicht rauchen? Jeder soll tun und lassen, was er möchte!

Ich bin seit etwas mehr als anderthalb Jahren Nichtraucher. Ich hörte auf, als mich ein längerer Atemwegsinfekt quälte – und bin heute mehr als stolz, dass ich es geschafft habe, davon loszukommen. Ich habe deshalb aber nichts gegen Raucher, im Gegenteil: Jeder soll tun und lassen, was er für richtig hält.

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach will gegen das Rauchen im Auto vorgehen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach will gegen das Rauchen im Auto vorgehen.Christoph Hardt/imago

Aber leider ist es auch so: Ich nehme den Geruch seitdem ganz anders wahr. Das kleinste Rauch-Fähnchen, das aus der Umgebung bei geöffneter Balkontür in meine Wohnung gezogen kommt, macht mich verrückt, denn ich kann das, was früher meine Droge war, heute nicht mehr riechen. Oft denke ich dann darüber nach, was ich den Nichtrauchern in meinem Umfeld jahrelang zugemutet habe – mit diesen unsäglichen, unnötigen Kippen.

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Auch ich erinnere mich an wilde Jahre, in denen ich mit Freunden auf dem Campingplatz bei geschlossenem Zelt qualmte, was das Zeug hielt, bis wir alle hustend aus dem Unterschlupf flohen. Wohl jeder kennt die Gefühle, die das auslösen kann, ob aus der schlecht belüfteten Kneipe oder aus dem Wohnzimmer rauchender Freunde – die Nase brennt, die Augen brennen, das Atmen fällt schwer. Und das sage ich, der damals selber abhängig war.

Das geschlossene Auto ist nicht der beste Ort zum Rauchen

Auch das geschlossene Auto ist definitiv nicht der beste Ort zum Rauchen. Ein Kollege erzählte in unserer Redaktionskonferenz, dass er als Kind immer den Qualm seines Opas einatmen musste – denn der qualmte und qualmte, aber das Auto-Fenster blieb zu. Es wäre ja sonst schließlich zu kalt geworden. So wurde er schon als Kind zum Passivraucher gegen den eigenen Willen.

Auch in Lauterbachs Gesetzesentwurf heißt es, Ungeborene und Minderjährige könnten sich dem Passivrauchen nicht entziehen. Ihre Gesundheit sei besonders gefährdet. „Bereits beim Rauchen einer Zigarette steigt die Konzentration der Tabakrauchpartikel im Fahrzeug rapide an.“ Um das zu kapieren, muss man aber kein Gesundheits-Experte sein.

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Im Grunde ist es ganz einfach: Wer mit seinen Mitmenschen im Wagen sitzt, hat für sie auch eine Verantwortung. Bei vernünftigen Erwachsenen, die sich gegenseitig ihr Einverständnis geben, mag es die eine Sache sein. Wenn aber Kinder – und damit meine ich auch die Ungeborenen – die Abhängigkeit der Eltern ertragen müssen, hört der Spaß auf. Bleibt nur zu hoffen, dass die Behörden am Ende auch in der Lage sind, das Verbot durchzusetzen – denn Kinderschutz ist wichtig, Kinderschutz auf dem Papier bringt aber keinem was.

Was halten Sie vom Rauchen im Auto und von Lauterbachs Gesetzesentwurf?
Schicken Sie mir Ihre Meinung – an wirvonhier@berlinerverlag.com.