Künstliche Intelligenz: Zu schlau für Facebook?
Die Milliarden-Strafe in Europa ist nicht das einzige Problem, mit dem der Facebook-Konzern Meta zu kämpfen hat

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat im Moment wenig Spaß. Die irische Datenschutzbehörde seinem Meta-Konzern eine 1,2-Milliarden-Euro-Strafe wegen Verstoßes gegen EU-Regeln aufgebrummt. Gleichzeitig wird seinem vor zwei Jahren gestarteten Projekt „Metaverse“, einer virtuellen Welt, zumindest in Deutschland kaum eine Chance eingeräumt, gegen den neuen heißen Sch... der Techwelt anstinken zu können. KI, Künstliche Intelligenz.
In dem Verfahren geht es um die Beteiligung von Facebook an der Massenüberwachung durch Geheimdienste der USA und Großbritanniens, die vor zehn Jahren vom US-Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt wurde. Der österreichische Datenschutz-Aktivist Max Schrems brachte damals eine Beschwerde gegen Facebook ein.
Meta, das vermutlich gegen die Entscheidung klagen wird, hatte zuvor gedroht, sich vollständig aus der EU zurückzuziehen, sollte ein transatlantischer Datentransfer dauerhaft nicht möglich sein.
Künstliche Intelligenz elektrisiert die Deutschen
Neben dem Finanzärger gibt es eine zweite Entwicklung gegen Meta/Facebook: KI wird von den Menschen in Deutschland als wichtigste digitale Zukunftstechnologie gesehen, nicht etwa die virtuelle Metaverse-Welt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Yougov, in Auftrag gegeben vom Internetknoten-Betreiber DE-CIX in Frankfurt/M.: 41 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass sich KI künftig durchsetzen wird.

Metaverse – eine Sackgasse für Meta?
Der Hype um KI drängt ein anderes Modethema zurück, das vor zwei Jahren noch große Schlagzeilen machte, nämlich das Metaverse. Dieser Begriff bezeichnet vor allem eine digitale und interaktive Umgebung, die mit einer Virtual-Reality-Brille betreten werden kann.
Darin können User als Avatare arbeiten, spielen, sich treffen oder einkaufen. Zum Metaverse werden aber auch Anwendungen gerechnet, bei denen digitale Informationen im realen Sichtfeld der Anwender angezeigt werden.
Aktuell glauben aber nur 14 Prozent der Menschen in Deutschland, dass neue digitale Welten wie das Metaverse sich als Zukunftstechnologie durchsetzen wird.
ChatGPT mischt die Tech-Szene auf
Das Thema KI hatte in den vergangenen Monaten durch den Textroboter „ChatGPT“ des kalifornischen Start-ups „OpenAI“ eine große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren (AI: Artificial Intelligence).
Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft investierte Milliarden, um die OpenAI-Technik auf breiter Front in seine Produkte zu integrieren. Damit verbunden ist der Versuch, die Vormachtstellung des Internetriesen Google in Frage zu stellen.
Google wiederum konterte den Vorstoß mit dem eigenen KI-Chatbot „Bard“ und einer breit angelegten KI-Integration bei der Google-Suche und anderen Diensten des Konzerns.
Mit der EU-Strafe und dem Angriff der Tech-Konzerne haben die schlechten Nachrichten für Meta und Zuckerberg noch kein Ende. Auch in den heimischen USA drohen neue Auflagen.
Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC will Meta unter anderem verbieten, neue Produkte oder Funktionen erst dann herauszubringen, bis eine Aufsichtsperson das Datenschutz-Programm des Konzerns positiv bewertet.
Außerdem soll der Konzern Daten von Nutzern unter 18 Jahren nicht zum Geldverdienen nutzen dürfen.
US-Verbraucherschützer kritisieren Facebook
Die FTC wirft Meta vor, vorherige Datenschutz-Auflagen verletzt zu haben. Diese waren nach Verstößen verhängt worden. Unter anderem hätten Software-Entwickler in einigen Fällen regelwidrig Zugang zu Nutzerdaten gehabt. Auch habe der Konzern fälschlicherweise behauptet, dass Eltern beim Chatdienst „Messenger Kids“ die Kontrolle darüber gehabt hätten, mit wem ihre Kinder kommunizierten.
Meta kritisierte die Pläne als eine politische Show-Aktion und will sich gegen Auflagen gerichtlich wehren. Über die Vorschläge, zu denen Meta in dem Verfahren Stellung nehmen kann, werden die aktuell drei FTC-Mitglieder entscheiden, alle Demokraten. Die einzige Republikanerin war aus Protest gegen den Kurs von FTC-Chefin Lina Khan zurückgetreten.