Gas- und Strompreise schnellten in die Höhe, oft lohnt sich der Wechsel des Anbieters.
Gas- und Strompreise schnellten in die Höhe, oft lohnt sich der Wechsel des Anbieters. Emmanuele Contini

Die Kosten für Strom und Gas sind im vergangenen Jahr rasant in die Höhe geschnellt. Inzwischen sind die Preise auf dem Weltmarkt wieder stark gesunken, doch Privatkunden gucken weiter bei hohen Preisen in die Röhre. Das einzige, was hilft ist: den Anbieter wechseln! Und das haben offensichtlich etliche Verbraucher getan. Denn Strom- und Gasanbieter verzeichnen seit Jahresbeginn einem Verbraucherportal zufolge eine regelrechte Kündigungswelle.

Von Januar bis März zählte der Dienstleister Aboalarm, der für Verbraucher Vertragsänderungen abwickelt, 34 Prozent mehr Kündigungen als im Vorjahresquartal, wie das Magazin Spiegel am Freitag berichtete. Besonders stark nahm demnach die Zahl der Sonderkündigungen wegen Preiserhöhungen zu.

Kunden nutzten Sonderkündigungsrecht

Erhöht der Strom- oder Gaslieferant vor dem Ende der Laufzeit die Preise, können Kundinnen und Kunden ihre Verträge vorzeitig kündigen. Im ersten Quartal lag die Zahl dieser Sonderkündigungen über das Portal von Aboalarm 82 Prozent über dem Niveau im Vorjahreszeitraum, wie das Magazin ausführte.

Im ersten Quartal 2022 hatte es bereits zahlreiche Preiserhöhungen durch Energieanbieter und somit Anlässe für Sonderkündigungen gegeben. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine stiegen jedoch die Preise für Neuverträge massiv an. Viele Verbraucher verzichteten offenbar aus Mangel an Alternativen auf die Sonderkündigung.

Strompreise unter 30 Cent pro Kilowattstunde möglich

Das hat sich mittlerweile geändert: Sowohl bei Gas als auch bei Strom sinken die Preise für Neuverträge seit Monaten. „Kilowattstundenpreise (für Strom) unterhalb von 30 Cent sind wieder möglich“, sagte Steffen Suttner vom Vergleichsportal Check24 der Augsburger Allgemeinen.

Die Preise liegen auch deutlich unter den staatlichen Energiepreisbremsen, die für Strom bei 40 Cent und für Gas bei zwölf Cent pro Kilowattstunde angesetzt sind. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs werden die Kosten aus Steuermitteln auf diese Preise gedeckelt. Für Kunden, deren Energieverbrauch deutlich höher liegt als im vergangenen Bemessungszeitraum, kann sich ein Anbieterwechsel eher lohnen.

Doch geht der Wechsel so einfach? Der Stromanbieterwechsel wird in Deutschland bereits häufig vollzogen, viel weniger Menschen wechseln jedoch den Gasanbieter. Dabei ist die Kündigung des Gasanbieters simpel und ohne Risiko möglich. Möchten Sie den Gasanbieter wechseln, sollten Sie Ihren Jahresverbrauch und Ihren alten Gaspreis mit den Tarifen anderer Gasanbieter vergleichen. Wichtig ist, die Bruttopreise zu betrachten.

Paketangebote bei neuem Anbieter meiden

Mit dem neuen Versorger schließt man dann einen Vertrag ab. Eine Kontaktaufnahme zum alten Gasanbieter ist nicht notwendig, das übernimmt der neue Vertragspartner. Es entstehen weder Wechselkosten noch ein Risiko, nach dem Wechsel ohne Gas dazustehen. Sobald die Kündigungsfrist oder Mindestvertragslaufzeit abgelaufen ist, erfolgt der Wechsel des Gasanbieters.

Extra-Tipp: Wer bei der Suche nach dem neuen Anbieter Vergleichsportale im Internet nutzt, sollte sich zudem nicht auf die Voreinstellungen verlassen. Denn Suchfilter sind meist nicht im Sinne der Verbraucher eingestellt. Man sollte sie daher immer individuell anpassen. Tarife mit Vorkasse und Paketpreise sollten grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Auch Boni sind letztlich nicht so günstig wie sie scheinen, da sie meist nur für kurze Zeit gewährt werden. Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte auf einen Sofortbonus achten, der in den ersten Monaten ausgezahlt wird. Andernfalls bestehe das Risiko, die versprochene Vergünstigung am Ende gar nicht oder nicht in voller Höhe zu erhalten.