54 afghanische Flüchtlinge sind am Freitag auf Lesbos  angekommen,  nachdem sie die Türkei mit einem Schlauchboot  verlassen hatten.
54 afghanische Flüchtlinge sind am Freitag auf Lesbos angekommen, nachdem sie die Türkei mit einem Schlauchboot  verlassen hatten. Angelos Tzortzinis/dpa

Die Türkei will Flüchtlinge nicht länger daran hindern, nach Europa zu reisen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf hohe Regierungsvertreter in Ankara. Zuvor waren bei einem syrischen Luftangriff in der Rebellenzone Idlib in der Nacht auf Freitag mindestens 33 türkische Soldaten getötet worden.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass sich Migranten in den Städten Izmir, Mugla and Canakkale sammelten für die Reise Richtung EU. In Mugla hätten einige Gummiboote mitgebracht. Flüchtlinge versuchen regelmäßig, mit Booten aus der Türkei nach Griechenland überzusetzen. In Istanbul kamen Menschen unter anderem im Stadtteil Zeytinburnu zusammen, um in Sammeltaxis und Bussen in Küstenorte zu fahren. Auf CNN Türk war ein Mann einer Transportfirma zu hören, der Menschen anlockte mit dem Slogan „Hier ist die Tür zu Europa“. Der Sender TRT zeigte Szenen von Migranten, die im Morgengrauen an einem Strand standen oder über Felder liefen.

Von der Türkei  unterstützte syrische Rebellen fahren durch Idlib.
Von der Türkei unterstützte syrische Rebellen fahren durch Idlib. AP Photo/Ghaith Alsayed

Eine offizielle Bestätigung gab es zu den angeblich offenen Grenzen nicht. Beobachter hielten die vor allem von regierungsnahen Medien lancierten Berichte zunächst für ein Mittel, Druck aufzubauen und Hilfe für die Situation im nordsyrischen Idlib zu bekommen. Griechenland kündigte an, die Grenzpatrouillen zu verstärken.

Zuvor waren bei einem syrischen Luftangriff in Idlib mindestens 33 türkische Soldaten getötet worden. Die Türkei macht das syrische Assad-Regime dafür verantwortlich. In der letzten Rebellenhochburg ist das syrische Militär mithilfe der Schutzmacht Russland auf dem Vormarsch.   Ankara fordert nun Beistand von der Nato und der internationalen Gemeinschaft. „Wir rufen die gesamte internationale Gesellschaft dazu auf, ihre Pflichten zu erfüllen“, sagt der türkische Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun.

Hunderttausende fliehen vor syrischen und russischen Angriffen

Die NATO kam daraufhin zu einer Sondersitzung zusammen. Wird der „Bündnisfall“ festgestellt, wäre auch Deutschland in der Pflicht, militärisch zu helfen. Russland schickte zwei mit Marschflugkörpern bestückte Kriegsschiffe an die syrische Küste.

Hunderttausende fliehen derweil vor den syrischen und russischen Angriffen auch in Richtung türkische Grenze. Das hatte in der Türkei, die bereits Millionen Flüchtlinge beherbergt, Sorgen ausgelöst. Erdogan hatte mehrfach gewarnt, sein Land werde einen neuen Zustrom von Flüchtlingen „nicht alleine schultern können“ und „alle europäischen Länder würden die negativen Folgen zu spüren bekommen“.