Mit Gewalt und Wahlmanipulation

Krieg um Rohstoffe und Macht: So gnadenlos kämpfen die Wagner-Söldner in Afrika für Russland!

Erbitterter Kampf um Macht und Einfluss: Die russische Wagner-Gruppe ist in Afrika weit mehr als nur eine Söldnerarmee.

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Gastronomie-Tycoon Jewgeni Prigoschin ist Leiter der Wagner-Gruppe. Er wird wegen der engen Kontakte zum Kremlchef „Putins Koch“ genannt.
Gastronomie-Tycoon Jewgeni Prigoschin ist Leiter der Wagner-Gruppe. Er wird wegen der engen Kontakte zum Kremlchef „Putins Koch“ genannt.AP/Pool Sputnik Kremlin

Die russische Söldnergruppe Wagner sorgt in der Ukraine mit ihren brutalen Angriffen für Angst und Schrecken. Doch die Ukraine ist nicht der einzige Einsatzort des kremlnahen, privaten Militärunternehmens. In mehreren Ländern Afrikas ist die Gruppe schon längst aktiv, um den Einfluss Russlands zu stärken. Und das nicht nur militärisch!

Die berüchtigte Gruppe verschafft dem Kreml dort auch politisch und wirtschaftlich immer mehr Einfluss, wie ein neuer Bericht der Globalen Initiative gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität (Globale Initiative) zeigt. Und zwar bereits in mehr als einem Dutzend Ländern.

Wagner wendet für Ziele auch Gewalt und Wahlmanipulation an

Seit Wagners erstem dokumentierten militärischen Einsatz in Afrika Ende 2017 habe die vom russischen Oligarchen Jewgeni Prigoschin – einem engen Verbündeten Wladimir Putins – geleitete Gruppe aggressiv expandiert, sagt die Hauptautorin des Berichts, Julia Stanyard. Inzwischen sei Wagner in Afrika bereits stärker politisch als militärisch engagiert, sagt Stanyard. Und das oft im Ausgleich für Bergbaukonzessionen.

Jewgeni Prigoschin – seine Wagner-Söldner stehen derzeit beim Kampf um Bachmut für Russland an vorderster Front.
Jewgeni Prigoschin – seine Wagner-Söldner stehen derzeit beim Kampf um Bachmut für Russland an vorderster Front.AP/Prigozhin Press Service

Dafür schreckt Wagner auch nicht vor kriminellen Aktivitäten wie Gewalt gegen Zivilisten durch Söldner, Wahlmanipulation bis hin zum Schmuggel von Rohstoffen zurück. Zahlreiche russische Bergbaufirmen sind auf dem Kontinent angesiedelt, oft verdeckt von Proxy-Firmen.

Vor allem seit Beginn des Ukraine-Kriegs habe Afrika für Russland an strategischer Bedeutung gewonnen, sagt Priyal Singh vom Institut für Sicherheitsstudien (ISS). Afrikas Reichtum an Bodenschätzen und Bedarf an Energie ermögliche es dem Kreml, westliche Sanktionen zu umgehen. Waffenhandel und Söldnereinsätze würden dabei gezielt genutzt, um politischen und wirtschaftlichen Einfluss auszubauen, so Singh.

Russische Staatsfirmen immer aktiver in Afrika

Mittlerweile hätten laut ISS eine ganze Reihe russischer Staatsunternehmen in Afrika Fuß gefasst: Alrosa konzentriere sich auf Diamantenförderung in Angola und Simbabwe, der Ölkonzern Rosneft auf die Öl- und Gasexploration in Nigeria und anderen Ländern. Der russische Nuklearkonzern Rosatom fokussiere sich auf die Entwicklung von Atomenergie in Afrika.

Auch andere russische Energieunternehmen, wie Gazprom und Lukoil, verstärkten ihre Präsenz mit erheblichen Investitionen in Angola, Uganda, Ägypten und Algerien. Wichtig für Wagner sei dabei, alternative Routen für den Transport von Rohstoffen und Waffen zu schaffen. Als Drehscheiben will Wagner Kameruns Hafenstadt Douala und Kenias Hauptstadt Nairobi ausbauen.

In diesen Ländern Afrikas ist die Wagner-Gruppe aktiv.
In diesen Ländern Afrikas ist die Wagner-Gruppe aktiv.dpa-infografik GmbH

Ein Paradebeispiel für Wagners Strategie sei die Zentralafrikanische Republik (ZAR), wo Präsident Faustin Archange-Touadéra der Gruppe als Gegenleistung für militärische und politische Unterstützung den Zugang zu Bodenschätzen wie Diamanten, Gold und Holz gewährt habe. Wagner sei inzwischen so sehr in der ZAR verankert, dass die Gruppe regelrecht den Staat vereinnahme, sagt Stanyard.

In den nächsten 18 Monaten stehen in Afrika ein knappes Dutzend Wahlen an. Eine heiße Phase für Wagners politische Einflussnahme. Russland konzentriere sich gezielt auf die Unterstützung autoritärer Regime, sagt Cayley Cliffort vom Südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten (SAIIA). Mittel zum Zweck seien Desinformationskampagnen, die gegen den „imperialistischen“ Westen Stimmung machen.

Auch sei Wagner in die Finanzierung politischer Kandidaten, die Bereitstellung parteiischer Wahlbeobachter bis hin zur Wahlmanipulation involviert, so Cliffort. Dafür nutzt Wagner staatliche Medien wie Russia Today (RT) und Sputnik, soziale Medien oder auch lokale Medienhäuser und Influencer, um authentisch zu erscheinen.