Die Unternehmenszentrale des Immobilienkonzerns Vonovia in Bochum
Die Unternehmenszentrale des Immobilienkonzerns Vonovia in Bochum dpa/Bernd Thissen

Razzia bei Deutschlands größtem Vermieter Vonovia: Wegen Korruptionsverdachts haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW Büros des Bochumer Immobilienkonzerns durchsucht. Der Vorwurf: Mitarbeiter sollen Schmiergeld bei Auftragsvergaben kassiert und überhöhte Abrechnungen erstellt haben. Der Gewinn aus dem Betrug wurde untereinander aufgeteilt, vermutet die Staatsanwaltschaft. Vermutlich sind auch Mieter und Mieterinnen die Leidtragenden in dem Skandal.

Bestechlichkeit und Bestechung, Untreue und Betrug – so lauten die Anschuldigungen gegen mehrere Mitarbeiter des Konzerns und andere Beteiligte. Nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten Mitarbeiter bestimmte für Vonovia tätige Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür als Gegenleistung Geld oder Sachleistungen erhalten.

Vier Haftbefehle wurden vollstreckt

Dabei sollen auch Leistungsverzeichnisse manipuliert worden sein, um den beauftragten Firmen die Abrechnung tatsächlich nicht erbrachter Leistungen zu ermöglichen. Das so erschlichene Geld sollen die Beschuldigten untereinander aufgeteilt haben. Zur Schadenshöhe machten die Ermittler keine Angaben. Insgesamt sind bei der bundesweiten Razzia in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen mehr als 40 Privat- und Geschäftsräume durchsucht und vier Haftbefehle vollstreckt worden, berichtete die Staatsanwaltschaft.

„Wir sind erschüttert“, sagte Vorstandschef Rolf Buch zu den Vorwürfen. „Offenbar haben sich einzelne Mitarbeiter bei unseren Tochterunternehmen zum Schaden von Vonovia bestechen lassen – das ist nicht akzeptabel.“ Man habe die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte mit einer unabhängigen Untersuchung beauftragt, erklärte das Unternehmen. Vonovia habe bereits erste personelle Maßnahmen ergriffen und werde Anzeige gegen die Beschuldigten erstatten.

Zahlten Mieter über die Betriebskosten für den Betrug?

Der Deutsche Mieterbund NRW warnte, dass auch Mieterinnen und Mieter durch die Vorgänge geschädigt worden sein könnten. Denn ein großer Teil der von Vonovia vergebenen Handwerkerleistungen werde direkt oder indirekt von den Menschen gezahlt, die in Wohnungen des Unternehmens leben. So könnten viele Kosten in Zusammenhang mit Modernisierungen wie auch Handwerkerleistungen für Betriebskosten nach der Rechtslage auf die Mieterseite umgelegt werden. „Der Fall muss, wenn sich die Vorwürfe erhärten, lückenlos aufgearbeitet werden, damit nicht die Mieterinnen und Mieter nachher den Schaden haben“, verlangte Verbandschef Hans-Jochem Witzke.

Der Deutsche Mieterbund NRW und viele seiner angeschlossenen Mietervereine hatten sich schon mehrfach kritisch zu den Abläufen bei Vonovia bei Betriebskosten und Modernisierungen geäußert. Oftmals gab es Streit wegen aus Mietersicht nicht nachvollziehbaren hohen Kosten.