Hummer sind so wertvoll, dass es sich für Fischereiunternehmen lohnte, für illegale Fänge einen Minister zu schmieren.
Hummer sind so wertvoll, dass es sich für Fischereiunternehmen lohnte, für illegale Fänge einen Minister zu schmieren. Robert F. Bukaty/AP

In indonesischen Gewässern tummelten sich einst unzählige Hummer, doch wegen unkontrollierten Fangs ist ihre Population drastisch gesunken. Fischereiunternehmen ließen daraufhin tausende Jungtiere fangen und auf vietnamesischen Fischfarmen aufziehen, um sie dann an China zu verkaufen. Gebilligt wurde dieser illegale Handel von Indonesiens Fischereiminister Edhy Prabowo, der allein dafür 77.000 Dollar erhielt. Insgesamt soll er sich in seiner Amtszeit um fast zwei Millionen Dollar bereichert haben.

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Gleich nach Amtsantritt hatte Prabowo eine Vorschrift aus dem Jahr 2016 aufgehoben, die den Fang von jungen Hummern ausdrücklich verbot. Dafür zeigten sich die Händler erkenntlich. Bei der Festnahme des Ministers Ende 2020 wurden bei ihm unter anderem 26 Motorräder und Luxusuhren sichergestellt. Er wurde wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AP wurden in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit mindestens 45 Regierungsvertreter der Korruption im Fischereisektor beschuldigt.

Überfischung und Hunger wegen Korruption

„Korruption beim Fischfang kann verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem der Weltmeere haben und ebenso für die Bewohner von Küstenregionen, deren Nahrungsgrundlagen gefährdet werden“, beklagt Ben Freitas von der Umweltstiftung WWF in Washington.

Am kritischsten ist dieses Problem in Ländern des globalen Südens. Da die Gewässer rund um die Industriestaaten des Nordens schon weitgehend leergefischt wurden, ziehen deren Fangflotten in immer weitere Ferne. Dort scheint es für sie dann ein leichtes Spiel zu sein, sich mit Bestechungsgeldern über Regularien hinwegzusetzen. „Der Mangel an Haftung ist im Fischereiwesen noch gravierender als in anderen umweltbedrohenden Bereichen“, meint Juhani Grossmann vom Basel Institute on Governance. 

Das fängt in den unteren Rängen an. In Indien etwa kassierten zwei Beamte laut Anklage je 1100 Dollar, um eine fragwürdige Fischfarm zu fördern. In Malaysia berichteten Fischhändler, dass jedes Mal 11.000 Dollar fällig wurden, damit ein Boot mit illegaler Ladung passieren durfte.

Bank gab Kredit, der zu Schmiergeld wurde

Und es setzt sich bis in die höchsten Ebenen fort. Die Bank Credit Suisse räumte vor zwei Jahren ein, einen Riesenkredit für die Ausweitung des Thunfischfangs vor Mosambik gewährt zu haben. Bei der Abwicklung erhielt die Regierung Schmiergelder in Höhe von 150 Millionen Dollar, damit sie es genehmigte.

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In Malta wurde ein kriminelles Netzwerk ausgehoben, das illegal gefangenen Thunfisch über Häfen dieses Inselstaats sowie über Italien und Frankreich bis nach Spanien brachte. Der Direktor der maltesischen Fischereibehörde ließ die Flotten passieren, aber nicht umsonst. Laut einem Bericht der Zeitung „El Confidencial“ konnte die spanische Polizei ein Telefongespräch abhören, in dem er einer involvierten Handelsfirma klar und deutlich erklärte: „Ihr müsst mich dafür bezahlen.“ Dem Fischereiministerium zufolge wurde dieser Direktor inzwischen ohne Bezahlung beurlaubt.