Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims mit Rollator beim Gang durch den Flur.
Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims mit Rollator beim Gang durch den Flur. dpa

Die Corona-Zahlen steigen und steigen, sowohl in unserer Region als auch bundesweit. Bei über 115 steht die 7-Tage-Inzidenz bereits wieder in Berlin – die entsprechende Warnampel leuchtet rot. Auch bundesweit sind die Zahlen wieder dreistellig. Besonders dramatisch ist derzeit die Situation in Süd- und Ostdeutschland. Die bayerische Kreisstadt Mühldorf am Inn schockiert am Sonntag mit einer Rekord-Inzidenz von 537,4! Unter den ostdeutschen Ländern sticht insbesondere Thüringen hervor. Im ländlichen Kyffhäuserkreis liegt die Inzidenz nunmehr bei 361,8. In Ostdeutschland liegt die Impfquote besonders niedrig. So kann es nicht weitergehen, finden die Vertreter der betroffenen Landkreise.

Der Landkreistag rührt nun an einem Tabu, das bislang als unantastbar galt: die Impfpflicht. Für bestimmte Berufsgruppen müsse angesichts der Zunahme von Corona-Infektionen eine Debatte über die Impfpflicht geführt werden, mahnt der Landkreistag. Im Fokus dabei: Pflegekräfte und pädagogisches Personal. Letztere haben es mit jüngeren, meist ungeimpften Menschen zu tun. Pflegekräfte versorgen meist ältere Menschen, deren Immunsystem trotz Impfung anfällig für Corona-Infektionen sind und bei denen Krankheitsverläufe häufig tödlich enden.

Impfpflicht für Lehrer, Erzieherinnen oder Pflegekräfte

„Wir werden nicht umhinkommen, über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Lehrer, Erzieherinnen oder Pflegekräfte zu diskutieren“, sagte der Präsident des deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). „Das gehört im Herbst definitiv auf die politische Tagesordnung.“ Man müsse sich bewusst machen, dass bislang auch diejenigen geschützt würden, „die sich aus freien Stücken gegen einen Impfschutz entschieden haben“. Das habe zwar seine Berechtigung, jedoch müsse ab einem gewissen Punkt „die Frage erlaubt sein, wie lange die Gesellschaft das so mittragen kann“.

Sager forderte überdies, Bund und Länder sollten sich auf einen Ausstiegspfad aus den Corona-Einschränkungen verständigen „und den Menschen damit eine klare Perspektive geben“. Ein Auslaufen der epidemischen Lage des Bundes nannte er demnach „richtig“. Masken, Abstand und Lüften sollten dennoch über die Wintermonate eingehalten werden. Dies funktioniere auch über Regelungen der Länder.