Schlimmer geht nimmer
Darum ist „Klimaterroristen“ das Unwort des Jahres - DAS ist die Begründung der Jury
Sprachwissenschaftler haben das Unwort des Jahres gewählt. „Klimaterroristen“ diffamiere legitimen Protest, heißt die Begründung.

Der Begriff „Klimaterroristen“ ist das Unwort des Jahres 2022. Mit dem Begriff würden pauschal Menschen diskreditiert, die sich für Klimaschutzmaßnahmen einsetzten, begründete eine Jury aus Sprachwissenschaftlern am Dienstag im hessischen Marburg ihre Entscheidung.
Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivistinnen und Aktivisten mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden“. Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury.
Der Fokus der Debatte verschiebe sich zudem von den aus Sicht der Jury „berechtigten inhaltlichen Forderungen“ zum Umgang mit den Aktivisten.
Neben Klimaterroristen auch „Sozialtourismus“ wieder in Top 2
Auf Platz zwei setzte die Jury den Ausdruck „Sozialtourismus“, der 2013 zum „Unwort“ gekürt worden war. CDU-Chef Friedrich Merz hatte das Wort im vergangenen September im Zusammenhang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine verwendet und sich später dafür entschuldigt. Die Jury sah in dem Wortgebrauch „eine Diskriminierung derjenigen Menschen, die vor dem Krieg auf der Flucht sind und in Deutschland Schutz suchen“. Zudem verschleiere das Wort ihr prinzipielles Recht darauf.
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Auf Platz drei kam die Formulierung „defensive Architektur“, die als irreführend und beschönigend kritisiert wurde. Der Ausdruck bezeichnet eine Bauweise, die verhindert, dass sich etwa Wohnungslose länger an öffentlichen Orten niederlassen können.
„Unwort“-Wahl kürt seit mehr als 30 Jahren besonders fiese Begriffe
Das „Unwort des Jahres“ wurde nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Interessierte bis zum 31. Dezember 2022 eingereicht hatten. Insgesamt gab es 1476 Einsendungen mit 497 verschiedenen Begriffen, von denen knapp 55 den Kriterien der Jury entsprachen.
Die seit 1991 stattfindende „Unwort“-Wahl soll auf einen unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so für einen bedachten Umgang mit Begriffen sensibilisieren. In Frage kommen Worte, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Bei der „Unwort“-Kür kommt es nicht darauf an, wie oft ein Begriff vorgeschlagen wurde. 2021 war die Wahl auf „Pushback“ gefallen. „Klimaterroristen“ folgt auf den Begriff „Pushback“, der Unwort des Jahres 2021 war.