Klimakrise: So wollen die Grünen die Landwirtschaft fit für Dürre und Trockenheit machen
Wasser ist nicht mehr im Überfluss zugänglich in Deutschland, das hat dieses Jahr gezeigt. Es wird Zeit zum Gegensteuern.

Angesichts zunehmend trockener Sommer plädieren die Grünen für eine Umstellung von Forst- und Landwirtschaft. Wenn Wasser im Überfluss vorhanden sei, müsse es länger in der Landschaft bewahrt werden und die Bildung von Grundwasser gefördert werden, steht in einem Konzept, das der Grünen-Bundesvorstand am Montag bei seiner Klausur in Laatzen bei Hannover beschlossen hat. „Nur so steht es in trockenen Perioden auch künftig zur Verfügung.“
Die Führung der Bundesgrünen tagt in Laatzen gemeinsam mit der Spitze des niedersächsischen Grünen-Verbands. In Niedersachsen wird am 9. Oktober ein neuer Landtag gewählt, die Partei hofft auf einen Einzug in die Regierung des bislang rot-schwarz geführten Landes.
Klimakrise: Immer mehr Hitze- und Dürreperioden in Deutschland
Die Temperatur in Deutschland ist laut Deutschem Wetterdienst seit dem Beginn umfassender Aufzeichnungen 1881 um 1,6 Grad im Jahresmittel gestiegen. Hitzeperioden und Trockenphasen wie im aktuellen Sommer haben zugenommen.
Konkret lehnen die Grünen die weitere Vertiefung von Flüssen ab, Flächenverbrauch und Versiegelung wollen sie reduzieren. „In den bestehenden Förderprogrammen für Landwirtschaft und Wälder sollen künftig verstärkt Maßnahmen zur Wasserspeicherung und -rückhaltung sowie für bodennahe Bewässerungsmethoden belohnt werden.“ Städte sollen mit mehr Grün- und Versickerungsflächen für Hitzewellen und Starkregen gewappnet werden.
Den ökologischen Landbau will die Grünen-Spitze ausweiten, die Zahl von Tieren in Betrieben soll an die Fläche gekoppelt werden. Zugleich machte sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der beim Auftakt der Klausurtagung dabei war, für den Erhalt der Tierhaltung und der Fleischproduktion in Deutschland stark. „Vielleicht etwas überraschend aus dem Munde eines Vegetariers: Mir geht’s auch darum, dass wir gutes Fleisch aus Deutschland auch künftig haben.“
Wenn Deutschland weniger mineralischen Dünger verbrauchen wolle, für den Gas aus Russland verbraucht werde, brauche es sogenannten Wirtschaftsdünger, zu dem unter anderem Gülle und Mist gehören. „Mein Gemüse braucht Tiere“, so Özdemir. Die Tierhaltung verbraucht mehr Ressourcen und erzeugt mehr Treibhausgase pro Kilogramm Fleisch als die Produktion von Obst oder Gemüse.
Grüne wollen Moore wieder vernässen
Moore sollen „so schnell und umfassend wie möglich“ wieder vernässt werden, heißt es in dem Grünen-Papier. „Niedersachsen ist das Moorland Nummer eins“, sagte der niedersächsische Grünen-Spitzenkandidat Christian Meyer. Jahrelang seien die Moore entwässert und Torf abgebaut worden. Dabei seien Moore mit Blick auf die Erderhitzung wichtige Speicher von Kohlendioxid.
„Mit Blick auf die künftig begrenzten Wasserressourcen und Nutzungskonkurrenzen kann die Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen keine Alternative zum Anbau standortangepasster Nutzpflanzenarten und -sorten sein“, heißt es in dem Papier. Wo Bewässerung im Einzelfall erforderlich sei, brauche es effiziente Technik. Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Anpassung der Pflanzenproduktion an die Folgen des Klimawandels wollen die Grünen laut Entwurf fördern.
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Mindestens ein Viertel der deutschen Waldfläche sei durch die Folgen der Klimakrise gefährdet, so die Grünen. „Wir wollen die Wälder deshalb zu artenreichen und klimaresilienten Mischwäldern und mit heimischen Baumarten umbauen. Dafür werden wir das Bundeswaldgesetz novellieren.“ Künstliche Entwässerungssysteme sollen zurückgebaut werden. Mindestens fünf Prozent der deutschen Wälder sollen der Natur überlassen werden - dieses Ziel hatte die Bundesregierung sich bereits 2007 für das Jahr 2020 gesetzt. 2021 lag der Anteil der Naturwälder aber erst bei 3,1 Prozent.