Kasachstan als neue Energie-Hoffnung für Deutschland
Deutschland und die EU wollen am Kaspischen Meer mit Windkraft „grünen“ Wasserstoff gewinnen.

Energie aus Zentralasien: Von 2030 an sollen Windkraftanlagen aus dem Wasser des Kaspischen Meers „grünen“ Wasserstoff gewinnen. Das verabredete Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei ihrem Besuch in Kasachstan. Gemeinsam mit der EU werde Deutschland Projekte für Infrastruktur in den Bereichen Digitales, Energie und Transport auf den Weg bringen, sagte Baerbock am Montag bei einem Besuch in der ehemaligen Sowjetrepublik in der Hauptstadt Astana. Eine zentrale Rolle spiele dabei die EU-Initiative „Global Gateway“.
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EU und Deutschland wollen Chinas Projekt „Neue Seidenstraße“ etwas entgegensetzen
Mit dieser Initiative will die EU bis zu 300 Milliarden Euro in die Infrastruktur von Schwellen- und Entwicklungsländern investieren. Das Projekt macht der „Neuen Seidenstraße“ Konkurrenz, an der China schon seit Jahren in vielen Ländern arbeitet. Kasachstan und auch Usbekistan – die nächste Station von Baerbocks Reise – haben traditionell enge Beziehungen zu ihren großen Nachbarn China und Russland.
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Das Wasserstoffprojekt in der Region am Kaspischen Meer stehe exemplarisch für eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft, sagte Baerbock nach einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Muchtar Tileuberdi. Dort könnten von 2030 an durch Windenergie drei Millionen Tonnen grüner Wasserstoff durch Elektrolyse mit Wasser aus dem Kaspischen Meer produziert werden. Das mit Salzwasser gefüllte Binnenmeer wird vor allem von der Wolga gespeist.
Deutsches Interesse an kasachischen Rohstoffen
Kasachstan mit seinen nur 19 Millionen Einwohnern ist das neuntgrößte Land der Welt. Es ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Zentralasien und verfügt über große Rohstoffreserven. Insgesamt sind mehr als 200 deutsche Unternehmen in dem Land aktiv.

In den Vereinten Nationen hatte sich Kasachstan bei Abstimmungen zur Verurteilung des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der Annexion von ukrainischem Gebiet enthalten. Im Januar gab es dort schwere Unruhen mit mehr als 200 Toten. Anfänglicher Unmut über gestiegene Treibstoffpreise schlug in gewalttätige regierungskritische Ausschreitungen um. Präsident Kassym-Schomart Tokajew holte zwischenzeitlich auch russische Soldaten ins Land.
Im Sommer sagte Tokajew dann jedoch bei einer Podiumsdiskussion zu Kremlchef Wladimir Putin, er werde „quasistaatliche Gebiete“ wie die mittlerweile von Moskau annektierten ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk nicht als unabhängige Staaten anerkennen. Später nahm Kasachstan 200.000 Russen auf, die vor Putins Teilmobilmachung flohen.
Gedenken an die Opfer des Stalin-Terrors
Nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Alichan Smajylow traf sich Baerbock mit Vertreterinnen der sogenannten Zivilgesellschaft. Später legte sie beim Besuch einer Gedenkstätte für Häftlinge des sowjetischen Frauengefängnisses Alzhir einen Kranz weißer Lilien nieder.
Dort waren bis 1953 mehr als 18.000 Frauen interniert, davon 8000 bis zu zehn Jahre lang. Das Gefängnis wurde unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin eingerichtet. Allein von August 1937 bis November 1938, der Hoch-Zeit des stalinistischen Terrors, wurden in der Sowjetunion etwa 1,5 Millionen Menschen als angebliche Volksfeinde, Verräter oder Spione verhaftet, 680.000 hingerichtet.