Kardinal Marx gibt Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern zu – Kein Rücktritt!
Kardinal Marx hat sich nun erneut für das Leid und den Vertrauensverlust entschuldigt. Die Kirche müsse aufklären, um sich zu erneuern.

Als Reaktion auf das erschütternde Missbrauchsgutachten im Erzbistum München und Freising hat Kardinal Reinhard Marx Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern eingeräumt. Er bat Betroffene wie Gläubige erneut um Entschuldigung und forderte eine Erneuerung der Kirche. „Wir sehen ein Desaster“, sagte Marx am Donnerstag in München mit Blick auf das vor einer Woche vorgelegte Gutachten zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Erzbistum. „Wer jetzt noch systemische Ursachen leugnet und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentritt, hat die Herausforderung nicht verstanden.“
Personelle Konsequenzen zog Marx dabei zunächst nicht. Jeder Verantwortliche solle selbst prüfen, wo er sich schuldig gemacht und welche Folgen er daraus zu ziehen habe, sagte er.
Die Gutachter werfen auch dem Erzbischof selbst zwei Fälle von Fehlverhalten beim Umgang mit Verdachtsfällen vor. Er werfe sich vor, dass er engagierter hätte handeln können und ein einem Fall nicht aktiv auf Betroffene zugegangen zu sein, sagte Marx.
Es sei für ihn persönlich unverzeihlich, die Betroffenen übersehen zu haben. „Ich war und bin nicht gleichgültig.“ Marx bot dem Papst allerdings nicht wie von manchen erwartet ein zweites Mal seinen Rücktritt an, betonte jedoch: „Ich klebe nicht an meinem Amt.“
Der Münchner Offizial Lorenz Wolf kündigte hingegen an, alle seine Ämter und Aufgaben ruhen zu lassen.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat die Reaktion von Marx auf das Gutachten kritisiert. „Niemand übernimmt persönliche Verantwortung“, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur. „Das Erzbistum München-Freising geht in den normalen Verarbeitungsmodus über und macht auf business as usual.“
Verantwortung werde vergemeinschaftet und die Betroffenen und Gläubigen würden in Mithaftung genommen. Das Ganze werde „garniert mit Lyrik des Synodalen Weges“, des derzeitigen Reformprozesses in der katholischen Kirche. „Mit einem Wort: enttäuschend“, sagte Schüller.