Kampf um mehr Lohn für vier Millionen in Deutschland
Bei den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektrobranche wollen die Gewerkschaften 8 Prozent mehr Lohn wegen der Inflation, und gleichfalls wegen der Inflation wollen die Arbeitgeber nicht so viel zahlen

In der Metall- und Elektrobranche mit ihren vier Millionen Beschäftigten haben am Montag Tarifverhandlungen begonnen, bei denen Gewerkschaften und Arbeitgeber mit dem gleichen Argument gegensätzliche Positionen beziehen: Während die Arbeitnehmerseite wegen der Inflation deutlich mehr Geld verlangt, lehnt das die Arbeitgeberseite wegen ihrer Belastung durch die Geldentwertung ab.
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Bei den Verhandlungen, die zunächst in Hannover für den Tarifbezirk Niedersachsen/Sachsen-Anhalt geführt werden, verlangt die Gewerkschaft IG Metall acht Prozent mehr Gehalt und einen mit zwölf Monaten relativ kurz geltenden Tarifvertrag. Einmalzahlungen steht sie skeptisch gegenüber. Nötig sei ein länger angelegtes Lohn-Plus, um Kaufkraft zu erhalten und Verbraucher zu entlasten.
Das Arbeitgeberlager wiederum betont, dass man deutliche Zuwächse derzeit kaum stemmen könne. Zahlreiche Betriebe seien wegen der enormen Zunahme der Kosten für Energie und Rohstoffe stark belastet, teilweise insolvenzbedroht.

Gewerkschaft: Kompromisse, wenn ein Unternehmen in Not gerät
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann deutete an, dass die Gewerkschaft offen für Kompromisse sein werde, wenn Unternehmen in eine kritische Lage gerieten. Daneben führe jedoch kein Weg an einer kräftigen Entgelterhöhung vorbei. Wegen der Verteuerung von Energie, Sprit und Lebensmitteln sei die Stimmung unter den Mitgliedern „ausgesprochen aufgeheizt“. Viele Menschen merkten die Inflation. „Das staut sich in einer Erwartungshaltung.“ Die Wirtschaft müsse Verantwortung zeigen. „Sonst sehe ich, dass die Gesellschaft in dieser Frage auseinanderbricht – und wir das Feld Populisten überlassen, die bei dieser Frage keinen Platz haben sollten.“
Metallindustrie: Viele Betriebe sind in ihrer Existenz gefährdet
Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Metallindustrieverbands, sprach sich für Vorsicht aus. „Viele Betriebe sind bereits massiv in ihrer Existenz gefährdet“, berichtete er über Rückmeldungen aus Unternehmen. „Die Unsicherheiten sind größer denn je.“ Das gelte für Preise oft gleichermaßen wie für die Versorgung mit Zulieferungen.
Die regionalen Entgelt-Tarifverträge laufen in den Bezirken zum 30. September aus. Warnstreiks wären ab 28. Oktober möglich. In der Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss die übrigen Regionen übernehmen.