Jetzt sperrt Russland sogar Gaslieferungen nach China – und Erdogan verlangt von Russland, die Ukraine zu verlassen. Was steckt dahinter?
Hat Russlands Staatschef Putin es sich mit seinen wichtigsten Verbündeten verscherzt?

Wie verrückt klingt das denn? Jetzt dreht Russland nicht nur Deutschland und anderen westlichen Staaten das Gas ab, sondern auch China – das Riesen-Land, das Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht verurteilen will. Die Begründung klingt nicht viel anders als diejenige, warum Russland kein Gas mehr nach Deutschland leitet: Von notwendigen Reparaturen ist die Rede.
„Vom 22. bis 29. September werden planmäßige Prophylaxearbeiten an der Gasleitung "Kraft Sibiriens“ durchgeführt“, heißt es auf dem Telegram-Kanal des russischen Energieriesen Gazprom. Der Erklärung zufolge müsse die Gasleitung „Kraft Sibiriens“ zweimal im Jahr planmäßig gewartet werden, im Frühjahr und im Herbst.
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Auch für den Gasliefer-Stopp durch Nord Stream 1 nach Deutschland gab Russland technische Gründe an
Für Verwunderung sorgt die Ankündigung kurz nach dem Gaslieferungs-Stopp durch die Pipeline Nord Stream 1: Für diese wurde Anfang September ebenfalls eine Wartung angekündigt, wegen eines angeblichen Öllecks im Zusammenhang von deutschen Turbinen. Seitdem fließt kein Gas mehr nach Deutschland.
Zuvor hatte Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des Gipfels der Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im usbekischen Samarkand dem russischen Präsidenten Wladimir Putin politisch den Rücken gestärkt – und die wilde Behauptung aufgestellt, Schuld am Ukraine-Krieg seien die USA und die Nato. Gleichzeitig versagt China Russland militärische Hilfe, und macht auch keine Anstalten, die westlichen Sanktionen gegen Russland zu unterlaufen – obwohl es diese ablehnt.
Ein zweites Land, von dem Russland Unterstützung erhofft, ist die Türkei. Das Land hatte sich als Vermittler ins Spiel gebracht und sich den Sanktionen gegen Russland ebenfalls nicht angeschlossen. Doch nun spricht der türkische Staatschef Erdogan Klartext und positioniert sich klar gegen Russland. Recep Tayyip Erdogan fordert jetzt die Rückgabe sämtlicher von Russland besetzter Gebiete an die Ukraine!
Auch die von Russland besetzte Krim müsse an die Ukraine zurückgegeben werden, fordert Erdogan
„Wenn in der Ukraine ein Frieden hergestellt werden soll, wird natürlich die Rückgabe des besetzten Landes wirklich wichtig. Das wird erwartet“, sagte Erdogan in einem vom US-Sender PBS am Montagabend veröffentlichten Interview. „Die besetzten Gebiete werden an die Ukraine zurückgegeben.“ Genauso müsse die von Russland annektierte Halbinsel Krim an die Ukraine zurückgegeben werden.
Russland hat nach seinem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar große Gebiete im Süden und Osten des Landes erobert. Moskau hält trotz Gegenoffensiven Schätzungen zufolge derzeit noch mehr als ein Sechstel des ukrainischen Staatsgebietes inklusive der Halbinsel Krim besetzt.
Ankara hat bereits in der Vergangenheit die Annexion der Krim 2014 verurteilt und immer wieder auf die Achtung der Souveränität der Ukraine gepocht. Die Türkei pflegt eigentlich gute Beziehungen zu Moskau und zu Kiew. Erdogan hatte sich kürzlich mit einer Reihe von Aussagen jedoch deutlich an die Seite von Kreml-Chef Wladimir Putin gestellt und dem Westen etwa „Provokation“ im Ukraine-Krieg vorgeworfen. Am Wochenende hatte Erdogan erklärt, das Nato-Land Türkei wolle der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) beitreten, deren größte Mitglieder China und Russland sind.