Frührentner unerwünscht

Jetzt noch schnell einen Antrag stellen? 2023 droht Stopp der Rente mit 63!

Die abschlagsfreie Rente ab 63 ist zu beliebt, finden Arbeitgeber und warnen vor verschärftem Fachkräftemangel durch die Frühverrentung.

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Arbeiten für alle bis 67? Die Möglichkeit, früher auszuscheiden, könnte abgeschafft werden.
Arbeiten für alle bis 67? Die Möglichkeit, früher auszuscheiden, könnte abgeschafft werden.dpa/Jan Woitas

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scheute sich noch, Klartext zu sprechen, als er ankündigte, er wolle mehr Menschen dazu bringen, bis zum Regel-Renteneintrittsalter von 67 Jahren zu arbeiten.

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Wie er Beschäftigten schmackhaft machen möchte, länger zu arbeiten, sagte Scholz nicht. Denn es gibt auch einen anderen, einfachen, aber sehr unpopulären Weg: die Abschaffung der abschlagsfreien Rente mit 63! Denn weit mehr Menschen als ursprünglich gedacht nutzen die Möglichkeit zur abschlagsfreien Rente nach 45 Versicherungsjahren. Aus Sicht der Arbeitgeber passt das nicht in die Zeit.

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Rente ab 63 schwächt die Unternehmen

„Die Rente ab 63 hat zu einem Braindrain geführt“, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Viele hoch qualifizierte Arbeitskräfte stünden nicht mehr zur Verfügung. „Das hat einfach wehgetan. Das hat die Unternehmen geschwächt.“ Auch die Frühverrentung in Betrieben sei ein Fehler gewesen, räumte Dulger ein. „Jetzt muss die Politik auch aus der Erkenntnis zum Handeln kommen“, sagte Dulger und macht sich vor der angekündigten Rentenreform der Bundesregierung für eine Abkehr von der Rente ab 63 in der heutigen Form stark.

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Die Entwicklung der Rentenbeitragssätze seit 1990 mit Prognose bis 2036.
Die Entwicklung der Rentenbeitragssätze seit 1990 mit Prognose bis 2036.dpa-infografik GmbH

2014 hatte die damalige Koalition von Union und SPD die vorgezogene Altersrente ohne Abschläge ab 45 Jahren Versicherungszeit eingeführt. Alle vor 1953 Geborenen konnten ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen; bei Jüngeren verschiebt sich mit steigendem Renteneintrittsalter der Start der abschlagsfreien Rente. Bei der Einführung hatte die Regierung jährlich rund 200.000 Antragsteller für die abschlagsfreie Rente prognostiziert. Nach Auskunft der Rentenversicherung wurden vergangenes Jahr rund 257.000 Anträge gestellt. 2020 gab es rund 260.000 Anträge.

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Abschlagsfreie Rente zu teuer für Staatskasse

Dulger begründete seine Forderung nach dem Stopp der abschlagsfreien Rente ab 63 damit, dass die Rentenkasse immer mehr Steuermittel brauche. Weil in den nächsten Jahren viele Angehörige der Babyboomer-Generation in Rente gehen, drohen auch die Beiträge immer stärker zu steigen. 2023 will die Bundesregierung ein umfassendes Rentenpaket vorlegen, um das Absicherungsniveau der Rente langfristig zu stabilisieren. Bereits angekündigt hatte die Koalition, das Rentenalter nicht weiter ansteigen lassen zu wollen.

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Sollen Arbeitnehmer in allen Branchen wie auch auf dem Bau bis 67 arbeiten müssen? Das finden viele ungerecht.
Sollen Arbeitnehmer in allen Branchen wie auch auf dem Bau bis 67 arbeiten müssen? Das finden viele ungerecht.imago/Westend61

Verdi-Chef Frank Frank Werneke warnte jedoch davor, die demografische Entwicklung nur über die Beiträge auszugleichen. „Bei der von der Regierung anvisierten Stabilisierung des Rentenniveaus ist problematisch, dass das Thema offenbar ohne eine Erhöhung des Bundeszuschusses geplant wird“, sagte Werneke der dpa. Richtig sei es, dass die Regierung die betriebliche Altersversorgung noch einmal in den Blick nehmen wolle. „Viel zu wenige Arbeitgeber gerade in der privaten Dienstleistungswirtschaft bieten derzeit die betriebliche Altersversorgung an.“

Dulger forderte auch eine generelle Koppelung des regulären Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung. „Da muss dann auch keiner mehr irgendwelche politischen Entscheidungen treffen, die vielleicht unpopulär sind, sondern man verlinkt das miteinander und dann hat man einen Automatismus, der auf jeden Fall in die richtige Richtung geht“, sagte er. Nach geltendem Recht steigt die Altersgrenze bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre.

Laut Rentenpräsidentin Gundula Roßbach ist das Rentensystem bereits „sehr flexibel“ beim Renteneintritt. „Einerseits kann man schon ab 63 mit Abschlägen in Rente gehen, andererseits sind wir im Hinblick auf den Renteneintritt nach oben komplett offen.“

Bei den Menschen, die im Alter noch arbeiten, habe es eine große Inanspruchnahme von Minijobs gegeben. „Wir hatten nach den alten Zuverdienstregelungen vor der Pandemie um die 10.000 Renten mit Zuverdienst und entsprechender Einkommensanrechnung.“ Ab 2023 gebe es bei vorgezogenen Renten keine Zuverdienstregelungen mehr. „Neben einer vorgezogenen Altersrente kann man dann unbegrenzt hinzuverdienen.“