Schutz vor Ansteckung und Long Covid

Jetzt also doch! Gesundheitsminister Lauterbach empfiehlt vierte Corona-Impfung für alle –  Stiko-Chef widerspricht!

Die vierte Impfung soll nach Rücksprache mit dem Hausarzt erfolgen, sie schützt auch vor Long Covid.

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Nur Geimpfte können den Sommer wirklich ohne Angst vor einer Corona-Erkrankung genießen, meint SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Nur Geimpfte können den Sommer wirklich ohne Angst vor einer Corona-Erkrankung genießen, meint SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach.dpa/Michael Kappeler

Hohe Infektionszahlen, vermehrte Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen und eine steigende Zahl von Intensivpatienten – eine Entspannung der Corona-Lage ist vorerst nicht in Sicht, warnt das Robert-Koch-Institut (RKI). Der Infektionsdruck bleibe in allen Altersgruppen hoch, heißt es im Wochenbericht des RKI vom Donnerstagabend.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle blieb im Vergleich zur vorherigen Berichtswoche weitgehend unverändert – „es zeichnet sich ein Plateau ab“, interpretiert das RKI die Zahlen.

Vierte Impfung schützt über Monate vor Infektion – und vor Long Covid

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht sich deshalb für eine vierte Corona-Impfung für alle stark. Somit empfiehlt Lauterbach die weitere Impfung nun auch für unter 60-Jährige und geht mit dieser Empfehlung über die von EU und Ständiger Impfkommission hinaus.

Wolle man den Sommer ohne das Risiko einer Erkrankung genießen, dann würde er „in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen“, sagte Lauterbach dem Spiegel. Mit der zweiten Booster-Impfung habe man „eine ganz andere Sicherheit“. Sie verringere das Infektionsrisiko für ein paar Monate deutlich. Auch das Risiko, an Long Covid zu erkranken, sei deutlich geringer.

Keiner sollte auf angepassten Omikron-Impfstoff warten

Die Impfentscheidung sei immer eine Entscheidung zwischen Hausarzt und Betroffenen, sagte Lauterbach. Die Stiko „empfiehlt ja nur im Allgemeinen“. Der Minister riet Menschen über 60 zudem, „auf keinen Fall“ auf einen an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff zu warten. Die verfügbaren Impfstoffe schützten zuverlässig davor, an Covid zu erkranken oder infolge einer Corona-Infektion zu sterben.

Bisher zweiter Booster nur für über 70-Jährige empfohlen

Führende EU-Behörden hatten sich Anfang der Woche angesichts der neuen Corona-Welle in Europa für eine weitere Auffrischung für alle über 60 ausgesprochen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) – das für Deutschland zuständige Gremium – empfiehlt einen zweiten Booster bislang nur Menschen über 70 Jahre sowie einige andere Gruppen, darunter Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, Pflegeheimbewohner und Personal medizinischer Einrichtungen. Viele Ärzte orientieren sich an der Stiko-Empfehlung.

Und der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, steht weiterhin zu der Empfehlung und spricht sich gegen eine sofortige vierte Impfung für jüngere Bürgerinnen und Bürger aus. Er kenne keine Daten, die einen solchen Ratschlag rechtfertigten, sagte er der „Welt am Sonntag“ zu Lauterbachs Vorstoß: „Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto ‚Viel hilft viel‘ auszusprechen.“