Gefahr der Altersarmut wächst

Jeder dritte Vollzeitbeschäftigte steuert auf Rente unter 1200 Euro zu!

Linke-Fraktionschef Bartsch fordert wegen der dramatischen Entwicklung eine „große Rentenreform“.

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Die Rente ist für immer mehr Deutsche zu niedrig, um den Lebensstandard zu sichern.
Die Rente ist für immer mehr Deutsche zu niedrig, um den Lebensstandard zu sichern.dpa/Marijan Murat

Schon heute wächst die Altersarmut in Deutschland bedrohlich an, immer mehr Rentner müssen zusätzlich zu ihren Altersbezügen Grundsicherung beantragen, um über die Runden zu kommen. Und sogar jahrelang im Vollzeit-Job gearbeitet zu haben, ist längst keine Garantie mehr für einen sorgenfreien Ruhestand.

Mehr als ein Drittel der derzeit Vollzeitbeschäftigten in Deutschland bekommt nämlich im Alter eine gesetzliche Nettorente von unter 1200 Euro, musste die Bundesregierung jetzt eingestehen. Dies berichtet die Augsburger Allgemeine am Donnerstag unter Berufung auf eine Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion. Deren Chef, Dietmar Bartsch, nannte die Zahlen alarmierend. „Wir brauchen eine große Rentenreform in Deutschland“, sagte er der Zeitung.

Nach der Antwort der Bundesregierung erhielten 36 Prozent der künftigen Rentnerinnen und Rentner selbst nach 45 Arbeitsjahren maximal 1200 Euro netto aus der gesetzlichen Altersvorsorge. Und das ist auch im wohlhabenden Süden so: In Bayern landen 33 Prozent und in Baden-Württemberg 29 Prozent der künftigen Bezieher trotz Vollzeitarbeit unter der genannten Grenze.

Dietmar Bartsch (Die Linke) fordert, dass auch Beamte in die Rentenkasse einzahlen.
Dietmar Bartsch (Die Linke) fordert, dass auch Beamte in die Rentenkasse einzahlen.imago/Emmanuele Contini

Am größten ist das Problem der Mini-Rente aber laut Bundesagentur für Arbeit im Osten Deutschlands. In Sachsen wird über die Hälfte der künftigen Rentnerinnen und Rentner mit maximal 1200 Euro aus der gesetzlichen Versicherung nach Hause gehen, in Thüringen sogar 57 Prozent.

„Wir brauchen eine Rentenkasse wie in Österreich, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher ist als bei uns“, forderte Linke-Fraktionschef Bartsch. „Das ist möglich, weil dort nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber einzahlen, sondern alle Bürger mit Erwerbseinkommen – auch Abgeordnete, Beamte, Selbstständige und Manager.“

Derzeit müsse ein Vollzeitbeschäftigter in Deutschland 3034 Euro brutto im Monat 45 Jahre durchgehend verdienen, um rechnerisch auf 1200 Euro Nettorente zu kommen, so der Linke-Fraktionschef weiter. „Das Verhältnis stimmt nicht.“ Lohn- und Rentenniveau seien vielfach zu gering.

„Die gesetzliche Rente sichert häufig nicht mehr den Lebensstandard“, kritisierte Bartsch. „Gerade angesichts der galoppierenden Inflation sind deutliche Lohnsteigerungen und eine schrittweise Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent geboten.“