Präsident Sergio Mattarella (l.) und der neue italienische Ministerpräsident Mario Draghi.
Präsident Sergio Mattarella (l.) und der neue italienische Ministerpräsident Mario Draghi.  Foto: AFP/Quirinale Presidential  Palace/Handout

In Italien hat nach Wochen der politischen Krise Mario Draghi (73) das Amt der Regierungschefs übernommen. Staatspräsident Sergio Mattarella vereidigte in Rom den früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) als neuen Ministerpräsidenten. Anschließend wurde im Quirinalspalast, dem Amtssitz des Präsidenten, das neue Regierungsteam eingeschworen. Es besteht aus Politikern von linken wie rechten Parteien sowie parteilosen Experten.  

Mit Draghis Antritt endet eine Regierungskrise, die das Land mitten in der Corona-Pandemie seit Januar blockiert hatte. Der Ex-Währungshüter folgt auf den parteilosen Juristen Giuseppe Conte (56), der knapp eineinhalb Jahre ein Mitte-Links-Bündnis geführt hatte. Die neue Regierung ist die dritte in der laufenden Wahlperiode seit 2018 - und die 67. Regierung der Italienischen Republik.  

Am Freitagabend hatte Draghi bei einem Treffen mit  Mattarella den Regierungsauftrag endgültig angenommen.  Um seine Machtbasis abzusichern, holte Draghi 15 Vertreter fast aller größeren Parteien ins Kabinett. Nur die ultrarechten Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) haben eine klare Opposition angekündigt.

Acht Ressorts werden künftig von Experten geleitet. Eine wichtige Rolle dürfte Daniele Franco als Finanzminister zukommen. Er war  bisher war er Generaldirektor bei der italienischen Zentralbank Banca d’Italia.

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Im Regierungsteam sitzen auch wieder mehrere zentrale Akteure der gescheiterten Vorgängerregierung, etwa Außenminister Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung oder Gesundheitsminister Roberto Speranza von der kleinen linken Partei Liberi e Uguali (Freie und Gleiche).

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Nur acht der 23 Ministerposten gingen an Frauen. Insgesamt am stärksten vertreten ist die Fünf-Sterne-Bewegung. Sie ist mit über 30 Prozent auch die größte Kraft im Parlament. Auch die Sozialdemokraten (PD), die konservative Forza Italia (FI) von Silvio Berlusconi und die rechte Lega von Matteo Salvini wurden bedacht. Die Splitterpartei des Ex-Regierungschefs Matteo Renzi, Italia Viva, ist ebenfalls wieder vertreten.

Salvini und Berlusconi wünschten der Regierung schon vor der Vereidigung Erfolg: Man werde sofort an die Arbeit gehen. PD-Chef Nicola Zingaretti versicherte, man unterstütze die Regierung mit „Loyalität und Überzeugung“. Die Politikerin und Frauenverbandschefin Isa Maggi kritisierte  jedoch die „verpasste Chance“ für mehr Gleichstellung.

Der parteilose Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte und seine Partnerin Olivia Paladino wurden am Amtssitz, dem Palazzo Chigi, von seinen Mitarbeitern mit Applaus verabschiedet.  
Der parteilose Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte und seine Partnerin Olivia Paladino wurden am Amtssitz, dem Palazzo Chigi, von seinen Mitarbeitern mit Applaus verabschiedet.   Foto: AFP Pool/AP/dpa/Alberto Pizzoli

Draghi ist international als „Euro-Retter“ bekannt, weil er in der Euro-Krise an der Spitze der Zentralbank EZB 2012 die Gemeinschaftswährung auch durch Machtworte und eine Politik des leichten Geldes stabilisieren konnte.

Das alte Bündnis war im Streit um den Einsatz von über 200 Milliarden Euro EU-Hilfen in der Corona-Krise geplatzt - Renzis Partei schied aus.

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Daraufhin warnten Politiker und Experten, dass ein führungsloses Italien leer ausgehen könnte. Die Wirtschaftskraft Landes mit 60 Millionen Einwohnern war 2020 um rund neun Prozent eingebrochen. Der Umgang mit den Corona-Hilfen gehört zu den vordringlichen Aufgaben Draghis.

Draghi muss sich noch Vertrauensfragen im Zwei-Kammern-Parlament stellen. Es wird erwartet, dass Senat und Abgeordnetenkammer nächsten Mittwoch abstimmen. Die Mehrheiten gelten als gesichert. Die Regierung ist aber schon vorher im Amt und darf mit ihrer Arbeit beginnen.