Ein Ende der Inflation ist nicht in Sicht, obwohl die Statistik eine rückläufige Teuerung ausweicht.
Ein Ende der Inflation ist nicht in Sicht, obwohl die Statistik eine rückläufige Teuerung ausweicht. imago (Symbolbild)

Die erste Welle der Teuerungen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist noch nicht abgeebbt, schon erreicht uns die nächste. Innerhalb weniger Wochen haben sich einige Grundnahrungsmittel massiv verteuert: So kostet Biomilch im Discounter auf einmal 1,59 Euro (teilentrahmt), nachdem dasselbe Produkt zuvor für knapp einen Euro zu haben war. Experten warnen: Dies ist noch längst nicht das Ende der Teuerung. Dennoch zeigt die Statistik in die gegenteilige Richtung: Die Inflation sei zurückgegangen. Wie geht das zusammen?

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Die Statistik und die erlebte Lebenswirklichkeit wollen einfach nicht zusammenpassen: Nach einem massiven Preisaufschwung im Mai ist die Teuerung zwar immer noch auf einem hohen Niveau, sie ging laut Statistischem Bundesamt jedoch zurück.

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Die Verbraucherpreise legten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,6 Prozent zu. Die Behörde bestätigte am Mittwoch damit eine erste Schätzung. Im Mai hatte die Jahresinflationsrate noch bei 7,9 Prozent gelegen. Es war gleichwohl der höchste Stand seit fast 50 Jahren.

Brutale Steigerungen bei Heizöl, Erdgas und Strom

Was die Inflation gebremst hat, lässt sich auf zwei Punkte bringen: Es sind der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket. Mit diesen beiden Maßnahmen versprach die Bundesregierung, die Menschen in Zeiten hoher Inflation entlasten. Statistisch ist das offensichtlich geglückt: Im Juni schwächt sich der Preisauftrieb etwas ab. Nur: lässt man Tankrabatt und 9-Euro-Ticket außer acht, zeigt sich schnell ein anderes Bild. Und: ein schnelles Ende hoher Teuerungsraten ist überhaupt noch nicht in Sicht.

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Leichtes Heizöl kostete im Juni mehr als doppelt so viel als ein Jahr zuvor (plus 108,5 Prozent). Auch Erdgas (plus 60,7 Prozent) und Strom (plus 22,0 Prozent) verteuerten sich deutlich. Der Preisauftrieb bei Sprit schwächte sich ab. Kraftstoffe kosteten 33,2 Prozent mehr, im Mai waren es noch 41,0 Prozent.

Sprit und Ticketpreise unverändert, aber Verbraucherpreise um 8,6 Prozent gestiegen

Die Auswirkungen des Tankrabatts lassen sich dem Bundesamt zufolge wegen der schwankenden Rohölpreise allerdings nicht exakt beziffern. Rein rechnerisch hätte sich der Verbraucherpreisindex im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent erhöht, wenn die Preise für Sprit und den öffentlichen Personenverkehr ohne Entlastungsmaßnahmen im Juni unverändert gegenüber Mai geblieben wären, erläuterte die Behörde.

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Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln beschleunigte sich im Juni auf 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Mai waren die Preise noch um 11,1 Prozent und im April um 8,6 Prozent gestiegen. Besonders deutlich verteuerten sich Speisefette und Speiseöle (plus 43,1 Prozent). Zweistellige Teuerungsraten gab es auch bei Fleisch und Fleischwaren (plus 18,9 Prozent), Molkereiprodukten und Eiern (+15,3 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (plus 12,5 Prozent). Ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln hätte die Jahresinflationsrate im Juni bei insgesamt 3,2 Prozent gelegen.

Gegenüber Mai legten die Verbraucherpreise im Juni insgesamt um 0,1 Prozent zu. Auch hier bestätigte die Behörde eine erste Schätzung.

Kein Ende der Teuerung in Sicht

Ein Ende hoher Teuerungsraten ist vorerst nicht in Sicht. Das zeigt auch ein Blick auf die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte. Diese sanken im Mai gegenüber dem Vormonat zwar leicht, im Vergleich zu Mai 2021 stiegen sie aber um 36 Prozent. In der Regel werden Steigerungen zeitversetzt an die Verbraucher weitergegeben.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern gab es ähnlich hohe Werte im Winter 1973/1974. Damals stiegen die Ölpreise infolge der ersten Ölkrise stark.