Irres Spiel mit Millionen Menschenleben: Russland droht mit Anschlag auf Atomkraftwerk Saporischschja!
Der ständige Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk in der Ukraine ruft böse Erinnerungen an Tschernobyl wach.

Seit Wochen steht Europas größtes Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine unter Beschuss. Kiew und Moskau geben sich gegenseitig die Schuld an den ständigen Angriffen. Und jetzt spitzt sich die Lage noch einmal drastisch zu:
Sowohl das russische Verteidigungsministerium wie auch der ukrainische Militärgeheimdienst veröffentlichten bedrohliche Warnungen, dass die jeweils andere Seite für heutigen Freitag Sabotageakte im Kernkraftwerk plant! Die russischen Besatzer hätten unerwartet einen arbeitsfreien Tag im AKW verkündet, hieß es in der Kiewer Mitteilung. Nur die Bedienungsmannschaft solle dort bleiben, allen anderen sei der Zutritt untersagt worden. Im Internet kursierte ein nicht verifiziertes Video, das angeblich russische Militärlastwagen in einer Halle neben einem Reaktor zeigt.
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Droht dasselbe Schicksal wie nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl?
Droht wirklich ein Anschlag in Saporischschja? Bei den Ukrainern wecken die Machtspiele am Atommeiler böse Erinnerungen an die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl 1986.
Besonders bei Anastasija Rudenko. Sie lebt heute in dem südukrainischen Dorf Wyschetarasiwka, am gegenüberliegenden Ufer des AKW Saporischschja. Ihr verstorbener Mann Viktor erhielt als Auszeichnung für seinen Einsatz in der Sperrzone um den zerstörten Atomreaktor von Tschernobyl einst eine glänzende Goldmedaille, die Anastasija bis heute aufbewahrt. Er starb 2014 an Blasenkrebs – möglicherweise eine Folge der radioaktiven Strahlung, glaubt Rudenko.
Die klotzige Silhouette des Kraftwerks am Fluss Dnipro ist von Anastasija Rudenkos Dorf aus gut zu erkennen. „Es gibt nichts Gutes in dem, was gerade vorgeht, und wir wissen nicht, wie es enden wird“, sagt die 63-Jährige. „Wir könnten das gleiche Schicksal erleiden wie die Menschen aus Tschernobyl.“

Die Nuklearkatastrophe im Norden der Ukraine im Jahr 1986 ist tief in die kollektive Erinnerung der Ukrainer eingebrannt. Damals war ein Atomreaktor explodiert, radioaktive Strahlung gelangte in die Atmosphäre.
Russland besetzte das Gelände der Atomruine von Tschernobyl zu Beginn seiner Invasion der Ukraine Ende Februar, zog sich aber schon nach wenigen Wochen wieder von dort zurück. Das Atomkraftwerk Saporischschja, mit sechs Reaktoren das größte Europas, wurde ebenfalls zu Anfang des Krieges erobert und verbleibt seitdem unter russischer Kontrolle. Sie könne sehen, wenn das Kraftwerk Saporischschja beschossen werde, erzählt Rudenko. Es gebe Gerüchte über ein Leck, doch keine öffentlichen Informationen dazu, sagt sie.

Jodtabletten an Anwohner von Saporischschja verteilt
Ihr Mann Viktor arbeitete als einer von 600.000 „Liquidatoren“, die mit der Dekontaminierung der Sperrzone in Tschernobyl beauftragt waren. Er fuhr 18 Tage lang einen Lastwagen in die Sperrzone. Ein Dokument aus dem Archiv des ukrainischen Verteidigungsministeriums bestätigt seine Arbeit und beziffert die Strahlendosis, die er aufnahm: 24,8 Röntgen.
Auch Wasyl Dawydow war „Liquidator“ in Tschernobyl. Er sei einer von dreien, die noch in Wyschetarasiwka lebten, erzählt er. In dreieinhalb Monaten habe er 102 Fahrten in die Sperrzone unternommen und kontaminierte Häuser abgerissen. Der 65-Jährige zeigt seine Einsatzmedaillen. „Ich war da. Ich habe alles gesehen, und ich habe das Ausmaß gesehen“, sagt er.

Nur wenige Tage nachdem russische Truppen Saporischschja eingenommen hatten, seien für den Fall eines Notfalls Jodtabletten im Dorf verteilt worden, berichtet Dawydow. Sollte es im Atomkraftwerk Saporischschja zu einem GAU kommen, könnte die radioaktive Verseuchung in erster Linie die Ukraine, aber auch die Nachbarländer treffen, wie den östlichen Teil von Belarus, Polen und die baltischen Staaten.